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Fragekasten.
V. H. — Was sind Wrüheherren oder Wröhherre? Es besteht in Mittenwalde seit Jahrhunderten eine Ackerkommune mit dem Namen „Wrühe“, deren Thätigkeit sich jetzt nur noch im wesentlichen auf ein Erntefest beschränkt.
Kein Mensch weiss, woher der Name „Wrühe“ kommt? Lässt sich der Namens-Ursprung nicht ermitteln?
In Spandau giebt es eine „Wrühmänner-Strasse“ und in Berlin ist vor einigen Jahren der letzte „Wrüheherr“ gestorben.
Antwort. Das Institut bestand in vielen und besteht noch an einigen Orten der Mark. In Bernau sagt man „Wröhe“ und „Wröhherren“. In Werneuchen befindet sich in der Nähe des Pfarrhauses eine „Wröh- linde weil unter derselben sich die Wröhmänner versammelten und in Acker- und Flur - Streitigkeiten „Recht fanden“. In Berlin hat Unterzeichneter als Gerichtskommissarius in Taxationssachen oft genug Wröli- herren (der Ausdruck „Wrühherren“ ist in Berlin nicht üblich) über landwirtschaftliche Gutachten zu Protokoll vernommen. Die Wröliherren entschieden vor Alters in landwirtschaftlichen Streitigkeiten innerhalb der Städte, das Wort „wrühen“, „wreihen“ ist so viel wie „rügen“, also „Wröliherren“, „WrUhmänner“ gleich „Rügeherren“, „Rügemänner“. In Folge der polizeigesetzlichen Veränderungen ist die Riige-Thätigkeit der Wröliherren erloschen, dagegen amtieren sie noch als landwirtschaftliche Abschätzungs - Sachverständige. Da nun in Folge der zunehmenden Bebauung Berlins die landwirtschaftliche Thätigkeit im Weichbilde mehr und mehr erloschen ist, zumal auch die ausserhalb des Weichbildes im Niederbarnim und Teltow belogenen altberlinischen und altköllnischen Wiesenkaveln längst in vorort- liclie Baustellen verwandelt sind, so ist das Institut der Wröhherren für Berlin allmählich überflüssig geworden. F.
Dr. N. — Dreck-Apotheke. Die von Ihnen gemeinte Stelle lautet wörtlich:
„Er sprang sogleich vor den stillen festen Rezeptarius vor, der in seinem Kämmerchen vor seiner kleinen Nebenoffizin hanthierte, welche meistens aus Thieringredienzien, aus Fuchslungen, Luchsgehirn, Hechtgräten, Krötenhäuten und vorzüglich aus den verschiedenen offizinellen Drecken bestand, womit er nach der Anleitung der „Neuvermehrten Dreckapotheke“ im Stillen die wunderbarsten Kuren machen konnte.“ — Gemeint ist mit letzterem Citat folgendes Buch aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, welches beweist, zu welchen abenteuerlichen, ja abscheulichen Heilmitteln man damals griff:
„Neu-Vennehrte heylsame Dreckapotheke, wie nemlich mit Koth und Urin fast alle, ja auch die schwerste, giftigste Krankheiten u. s. w. curiret worden, u. s. w. von Kristian Frantz Paullini. Frkfurtli. a M. in Verlegung Friedrich Knochen und Sohns. 1714.