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Fragekasten.
Übrigens ist das Kurieren mit diesen tierischen wie menschlichen Ausscheidungen bei gebildeten Nationen wie Naturvölkern überaus verbreitet gewesen, zum Teil sogar noch jetzt. In einer anthrop Zeitschrift, welche in den Vereinigten Staaten herausgegeben wird, befindet sich ein längerer Aufsatz, der sich auf das Ausführlichste über dies zwar interessante, gleichzeitig aber auch recht abstossendc Thema verbreitet und vor einigen Jahren erschienen ist. y.
Der Handwerkerverein zu Lenzen a. Elbe bittet die Brandenburg ia, zum Verständnis folgender fünf volkstümlicher Ausdrücke mitzuhelfen :
1. Betel. Bezeichnet in den Randdörfern der Oder, d. i. von Drewitz bei Küstrin bis nach Hohenkrltnig bei Schwedt hin einen grossen Kahn ohne Mast, ob mit ob ohne Steuer ist bedeutungslos. Zur Führung solches Hnnd- kahns genügt ein Mann nicht, es sind dazu zwei MUnner erforderlich. AVoher der Name? bateau?? Unwahrscheinlich, da in jene (legend selbst 1806—13 nur wenig Franzosenbesatzung kam, auch sonst flir dort französierender Einfluss nicht nachweisbar ist.
2. Papphahn. Eine namentlich beim Fischverkauf in Lenzen a. Elbe und Umgegend übliche Benennung der ehemaligen Braunschweig - Lüneburgischen 2V, Groschen-Silbermünzen (sog. „Pferdestücke“).
3. Unstreit. Bedeutet einen lange Zeit verborgen gehaltenen, unterdrückten Missmut, eine Unzufriedenheit, welche dem auflodernden, plötzlich unvermutet losbrechenden Zorne vorhergeht und in der Folge festgewurzelt sehr schwer zu heben und zu tilgen ist. Die sehr verdrossene Gemüts- stimmung gerade Zank-unlustiger Personen wird durch das Wort „Unstreit“ ausgedrückt. (Mauskoos und andere Dörfer des Kreises Ost-Sternberg.)
4. „ Blüsch en“ = ersticken. Bei Asthma üblich und dergl. Beschwerden.
5. Backsbeeren (= Backe-Birnen) und Kröten (stets mit dem Vor- zusatze „seine bezw. ihre paar“ = wenige) für Silberthaler.*) (An vielen Orten in Brandenburg und Pommern.)
Seedorf bei Lenzen a. Elbe. E. Ilandtmann.
*) Die Bezeichnung „Kröten“ (gewöhnlich die Mehrheit) für Geldstücke ist auch in Berlin sehr gemein, ebenso in Schlesien, Thüringen, Sachsen. Der Ausdruck wird stets von dem letzten Gelde, überhaupt von wenigem Gelde gebraucht, z. B. Holtei, Lammfell 1, 8: „hat die letzten Kröten aus der Kasse verschlungen“; Benedix, dram. Werke 1, 151: „Wenn ich ein paar Kröten in der Tasche hatte, wurden sie verspielt.“ — Grimm, Wörterbuch, 2419 fragt: „hiess eine geläufige Münze nicht Kröte?“ —Unser Mitglied, Herr Dr. E. Bahrfeldt, einer unserer besten deutschen Münzkenner teilt mir mit, dass seines Wissens die Bezeichnung „Kröten“ keinerlei numismatische Bedeutung habe und der Ausdruck niemals für eine Münze oder Münzsorte gebraucht worden sei. Unser verstorbenes Ehrenmitglied Geheimrat Dr. W. Schwartz, der sich speziell mit der volkskundüchen Bedeutung der Kröte befasst hat, vermochte hier auch keine sichere Erklärung beizubringen. F.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
Druck von P. Stankiewicz’ Buchdruckerei, Berlin Bernburgerstrasse 14.