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12. (0. ordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.
übernehmen. Uber die Thütigkeit desselben fügen wir einen Bericht des „B. T.“ vom 19. März d. J. bei.
„MUUschmelze. Der seit Montag Abend unausgesetzt brennende MUllschmelzofen in der Gitschinerstrasse 14/15 hat bisher die auf seine Leistung gesetzten Erwartungen vollständig erfüllt. Es wurden täglich Uber 1000 Centner Müll eingeschmolzen. Man denkt auf eine Leistung bis zu 1500 Centnem in 24 Stunden zu kommen. Dies vorausgesetzt, würden etwa 20 solcher Öfen wie der in der Gitschinerstrasse ausreichen, um den aus 24 000 Berliner Wohnhäusern hervorgehenden MUH zu beseitigen, richtiger gesagt, zu einer schwarzen, glasartigen Masse zusanunenzuschmelzen, die etwa 12 bis 15 Prozent des MUllgewichtes ausmacht und teils in der Glasfabrikation, teils gepulvert dem Asbest beigemengt zur Verschärfung des letzteren Verwendung zu tinden verspricht. Das Merkwürdigste an der Sache ist die gänzliche Geruch-, Staub- und Rauehlosigkeit, womit der gewaltige Verbrennungsprozess vor sich geht. Der zwei Stockwerke hohe Ofen steht in einem ans Ziegeln und Eisen errichteten luftigen Bau. In «1er obersten Etage erfolgt an einer Seite das Einschütten des Mülls, an der amleren die Beschüttung der Feuerung durch Kohlenstaub. Der Müll gleitet durch zwei schräg gestellte weite Rohre in eine die Richtung des Rohres fortsetzende, um ihre Längsachse mittels Elektromotor langsam gedrehte, dem Rohr im Durchmesser gleiche Trommel, welche in den Ofen hineinragt. Hier wird die Trommel von heisser Luft umspült, wodurch ihr Mltllinhalt getrocknet, Brennbares in letzterer teilweise verbrennt, und dem nun folgenden Schmelzprozess vorgearbeitet wird. Dieser erfolgt in einer aus feuerbeständigem Material hergestellten Wanne, wohinein die Trommeln ihren Inhalt entleeren, und welche teils umspült ist von den heissen Gasen der Kohlenstaubfeuerung darunter, teils von diesen Gasen unmittelbar erfüllt, so weit ihr Innenraum nicht von dem schmelzenden Magma in Anspruch genommen ist. Die Hitze dieser Feuergase ist auf 1500 Grad Celsius zu veranschlagen, die Hitze der von aussen zugeführten, die Trommeln umspülenden Gase auf 400 Grad Celsius. In dieser Vorwärmung liegt ein besondere charakteristischer Zug der Ofenkonstruktion. Sie wird dadurch erreicht, dass die nach dem Schornstein entweichenden Abgase einen längeren horizontalen Weg nehmen und bei ihrem Passieren des sogenannten Fuchses, eben dieses horizontalen Kanals, jene von aussen in Röhren eingeführte Luft umspülen und sie bis auf 400 Grad erhitzen. Ein Teil dieser vorgewärmten, sauerstoffreichen Luft wird zum Hineinblasen des Kohlenstaubes, der von oben nachfällt, verwendet, und diesem Umstande ist es wieder zu verdanken, dass die Verbrennungsgase die ungeheuere Hitze von 1500 Grad Celsius erreichen. Der zu feuriger Lava eingeschmolzene Müll nimmt innerhalb des heissen Mauerwerkes, also in dauernd feuerflüssigem Zustande, seinen Weg nach dem unteren Teil des Ofens und tropft hier in ein Wassergeiäss, wobei er erstarrt und im Durchschnitt nussgrosse Stücke bildet, die aus dem Gefäss ausgerafft und beseitigt werden.“
Der Direktor, Herr Ahnhudt, hat nun die Güte gehabt, dem Märkischen Museum eine Miillscbmelzprobe mitzuteilen, die ich hiermit