Heft 
(1899) 8
Seite
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12. (ß. onlentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

Fischmarktes, dann Menschen- und Tierkot. Wie viel in diesenDe- structors so heissen die Öfen in England verbrannt wird, geht aus folgenden Zahlen hervor: Wöchentlich kommen in einem dieser Öfen 2485 Tons zur Vernichtung, also in 0 Tagen ca. 30000 Kilo. Bei uns würde der Sonntag noch hinzukommen. Die Verbrennungskosten belaufen sich pro 100 Kilo auf 0,40l Mark. Die unorganischen, nicht verbrennlichen Stolle werden gesammelt, da sie durchaus bakterienfrei sind, als Füllmaterial beim Hauserbau verwendet, ausserdem als Auf­schüttungsmaterial bei Strassenptlasterung; andere Sorten werden zu Mauersteinen und zu schlackenartigen Erzeugnissen in Formen ver­arbeitet.

3. Al t b er 1 i n i s c h e Tr ach t en b i 1 der etc. in der Agenda Rudolph Hertzog. Die bekannte hiesige, i. J. 1830 begründete Kon- fektionslirma giebt jedes Jahr einAgenda benanntes Orientierungsbuch für die Kundschaft heraus und auch sonst für jedermann, den der reiche Inhalt des vornehm ausgestatteten Buches interessiert, das allemal mit interessanten geschichtlichen oder zeitgenössischen Bildern geschmückt ist, von denen sich die meisten auf unsere engere Heimat beziehen. Das .sechzigjährige Bestehen des Kaufhauses und der bevorstehende Jahr- lmndertswechsel hat die Firma diesmal veranlasst, der jetzt fällig wer­denden Agenda eine Kulturgeschichte Berlins beizugeben, welche wegen ihrer geschickt ausgewählten bildlichen Ausstattung mehr als vorüber­gehend die Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Eine grosse Anzahl der Bilder, bei deren Auswahl unser bei der Firma Rudolph Hertzog be­schäftigtes Mitglied Herr Reuter mit Eifer, Umsicht und Geschmack verfahren ist, hat das Märkische Museum zum Zweck der Wiedergabe dargeliehen, meist bauliche Ansichten ans Berlins Vergangenheit, die Ent­wickelung der Hauptstadt von 1600 bis 1709 darstellend. Berlinische Moden aus dem Jahre 1779, Frauen- und Ilerren-Trachten nach Ra­dierungen unseres grossenpeintre-graveur Daniel Chodowiecki. Das Weihnachtsfest vor !00 Jahren in Berlin nach einem Stich desselben Meisters zeigt uns in einer begüterten Familie am ersten Feiertag früh (am Heilig-Abend wurde damals noch nicht beschert) statt des Christ- bautns ein ziemlich steif stockwerkfönnig konstruiertes Gestell mit Lichtern und Reverberen dazu, recht nüchtern und ehrbar aussehend, wie es der gute Ton damals verlangte. Die Denkmäler unserer Sieges- Ailee sind ziemlich vollständig, manche nach dem Modell bereits abgebildet, welche noch keine Aufstellung gefunden haben.

Den Hauptanziehungspunkt für uns aber bilden acht Bilder, welche die berlinische Frauentracht in den Jahren 1560 bis 1580 dar­stellen. Diese höchst interessanten Kostümdarstellungen sind von Sig- mundt Heidt in Nürnberg in einer von ihm gefertigten Bilder- llandsclirift hinterlegt, welche der Freiherr Franz von Lipperheide