Heft 
(1899) 8
Seite
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13. (7. ausserordentl.) Versammlung des VIII. Vereinsjahres.

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Diese Wallberge werden von einigen für Äsar*), von anderen für End­moräne erklärt. Schröder glaubt letzteres, und zwar veranlasst ihn dazu das stellenweise Zusammenschlüssen dieser Wallberge oder Durchragungs- züge zu deutlichen Bögen und deren Stellung zu den mecklenburgisch- uckerinärkischen Rinnensystemen.

Aus dem Vorhandensein mehrfacher hintereinander liegender Wieder­holung der Endmoräne, namentlich aus dem Auftreten einer oder mehrerer Moränen südwärts der Hauptmoräne, geht klärlich hervor, dass die mehr- genannte grosse südbaltische Endmoräne nicht das Ende einer Ver­gletscherung, sondern nur einen der vielen Stillstandsabschnitte des abschmelzenden letzten Inlandeises darstellt. Ebenso wenig ist die süd­lichste Moräne in unserem Grenzlande als ein solches Ende zu betrachten, denn die nordwärts derselben befindliche Grundmoräne greift vielfach durch die Lücken der Endmoräne durch und erstreckt sich ununter­brochen weit nach Süden. Die beschriebenen Moränen sind also nicht Endmoränen im engeren Sinne, sondern nur Rückzugs-Moränen.

Diesen während der Eiszeit entstandenen Bildungen mit fetten Lehmniederschlägen verdankt das beiderseitige Grenzgebiet seine grosse Fruchtbarkeit. Daher hier die erstklassig bonitierten Weizen- und Gerstenfelder auf weiten Strecken und wo Laubwald auftritt, die edle Rotbuche in grosser Verbreitung, wie dies die nachher zu zeigenden Landschaftsbilder dokumentieren werden.

Auf das innigste hängt mit diesen geologischen Vorgängen weiter zusammen die Ausbildung der mecklenburgisch-uckrischen Seeen- platte, deren gewaltigste Ausbildung auf der mecklenburgischen Seite der Planer See und der Müritz-See zeigen, während auf der branden- burgischen Seite dergleichen Seeen, freilich nicht ganz so gross (Stechlin-, Paarstein-, Grimnitz-, Werbellin-See etc.), ebenfalls liegen. Sie sind so recht eigentlich in unserem Gebiet das Auge der Landschaft, oft so tief, dass in ihnen unsere edelsten Fische, die Maränen (Core- gonns albula, C. maraena und C. generosus), Vorkommen.

Die durch die geschilderten Verhältnisse hervorgerufene Verwiclcelt- heit der beiderseitigen Grenzen ist eine erstaunliche. Bei Fürsten­werder geht die Grenze durch ein kompliziertes Seeen-System hindurch, ln der Nähe des prachtvoll belegenen strelitzischen Feldberg gehört der herrliche Karwitz-See teils zu Mecklenburg - Strelitz, teils zum Kreis Templin. Der Grosse Briickenthin-See gehört zu Mecklenburg, die Insel darin zu Preussen und ein Teil des Ufers zu Preussen, ein anderer zu Mecklenburg. Man erzählt davon in der Fritz Reuterschen Art eine scherzhafte Geschichte. Ein Leichnam wurde gefunden, der Kopf im mecklenburgischen Wasser, die Beine auf dem preussischen

*) Vgl, Keilhack im Führer S. 03 flg,