Heft 
(1899) 8
Seite
391
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Dr. Gustav Albrecht, Wanderfahrt des Mark. Museums nach Bölkendorf. 391

den Kiesgruben bei ßralitz u. a.) eingehend besichtigt waren, brach man unter Führung des altbewährten Pflegers Heinrich Lange aus Oder­berg nach Bölkendorf auf, um von dort aus den See und die Inseln zu erreichen.

Die Gegend trägt hier ein Gepräge, das so sehr von der sonstigen Bodenbeschaffenheit der Mark abweicht, dass es selbst dem Laien auf­fallen muss und ihn zum Nachforschen anregt, wie wohl diese wellige Erdoberfläche entstanden sein mag.*) Anfangs sind nur einige Hügel­kuppen sichtbar, aber je höher das Gelände steigt, desto mehr erscheinen, und wenn man von einem hochgelegenen Punkte nach Westen und Süden über die Landschaft hinblickt, so macht es den Eindruck, als ob die Wellen eines wogenden Meeres plötzlich erstarrt seien. Flache Mulden wechseln mit tief eingeschnittenen Schluchten ab, in zahlreichen grossen und kleinen Bodenlöchern hat sich Wasser angesammelt, und diese von Weidenbüschen umsäumten Laken, Tümpel und Seeen ziehen sich über das ganze Hügelland von Angermünde herab bis zum Paarsteiner See hin. Zwei zusammenhängende Seenketten erstrecken sich in der Richtung von Nordosten noch Südwesten zum See hinunter und schliessen das in einer Thalmulde liegende Dorf Bölkendorf ein, am südlichen Ende der unteren Seeenkette liegen auch die erwähnten Inseln.

Bölkendorf, welches zunächst besichtigt wurde, ist ein einfaches Bauerndorf, mit alten, meist aus Fachwerk erbauten Häusern, unter denen sich noch verschiedene Laubenhäuser oderLöwinge befinden. Die Kirche, inmitten des breiten Dorfangers gelegen, ist ein alter Granit­bau mit hohem, spitz zulaufendem Granitgiebel und einfachem Holzturm. Das Kirchengebäude, das aus Findlingen ziemlich kunstlos aufgebaut ist, dürfte aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts stammen, der Turm ist, wie die Wetterfahne zeigt, im Jahre 1767 errichtet. Das spitzbogige Westportal mit drei rechtwinkligen Laibungen ist gut erhalten, ein Süd­portal ist vermauert. Interessant ist der hohe, zugespitzte Feldsteingiebel an der Ostseite, an den sich eine halbkreisförmige Apsis anlehnt. Diese Apsis ist gewölbt und öffnet sich nach dem Kirchenschiff in einem flachen Spitzbogen, welcher durch eine Holzwand ausgefüllt ist. Diese trägt die einfache moderne Kanzel und trennt die Apsis, welche die Sakristei enthält, von dem Predigtraume; unter der Kanzel steht der Altar mit schlichten, zinnernen Abendmahlsgeräten. Die dicken Mauern der Kirche sind mit buntbebänderten Totenkronen und bemalten Toten­brettern geschmückt, eine jetzt nur selten vorkommende Zierde, welche aber den Gesamteifidruck einer Dorfkirche wesentlich hebt. In einem

*) Einer der Teilnehmer, Herr W. Pütz, hat am Schlüsse des obigen Berichts eine Schilderung der geologischen Verhältnisse und Erklärungen über die Entstehung des Geländes gegeben, auf welche hiermit verwiesen sei.

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