Heft 
(1899) 8
Seite
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35)4 Or. Gustav Albrecht, Wanderfahrt des Märk. Museums nach Bnlkendorf.

Früher, 4. li. vor .50 bis 40 Jahren, wurde hier viel Tabak gebaut, aber es gab dessen ungeachtet keinen Raucher im Orte, weder Wirt noch Knecht rauchte, und kam ja ein Knecht, der von ausserhalb hier zuziehen wollte, der aber als Raucher bekannt war, so wurde er lieber nicht gemietet. Diese Sitte hat sich nun zwar in letzter Zeit nicht mehr so streng durchführen lassen, jedoch giebt es immer noch mehr Nicht­raucher als Raucher im Dorfe, und letztere sind in der Regel Fremde.

Vom südlichen Ausgange von Bölkendorf führt ein Fehlweg über das allmählich ansteigende Gelände zum Steilufer des laarsteiner Sees. Von Baumwuchs ist ausser ein paar verkümmerten Pappeln und Weiden und einem einsamen Knödelbaum nicht viel zu spüren, Stoppelfelder dehnen sich rings aus und infolgedessen ist auch die Aussicht über den See bis nach ßrodowin und Pehlitzwerder hinüber unbeschränkt. Be­sonders vom steilen Uferrande ist der Blick unvergleichlich schön. Im weiten Bogen vor dem Beschauer breitet sich die glänzende Fläche des Paarsteiner Sees aus mit ihren Buchten, Landzungen und Werdern und dahinter baut sich über dem sandgelben Ufer die Forst und die Mönchs­heide bei Chorin und weiter südlich die Oderberger Forst auf, von Westen her schimmern die grünen Wogen der Grimnitzer Forst und die Kirchturmspitzen der Ziethendörfer herüber und im Norden zeichnen sich in scharfer Silhouette die zackigen Anhöhen bei Schmargendorf und in der Glombeckor Forst am Horizonte ab. Dicht am Ufer liegt der Wuning, im Dorfe auchWoning genannt, die Insel, welche näher untersucht werden soll. Sie ist von ovaler Gestalt, etwa 300 Meter lang und 150 Meter breit, rings von Binsen umgeben und an den Rändern sumpfig, nach der Mitte zu aber erhöht und fest. Der mittlere, nur mit Gras bewachsene Teil der Insel ist ain Rande mit Laubbäumen und dichtem Gesträuch eingefasst, unter welcher Flora sich auch mehrere Knödelbäume befinden, deren Früchte gesammelt und im Verein mit hartem Brot und verschiedenen Obstarten zur Bereitung des sogenannten Knödelbiers benutzt werden. Auf der ganzen Insel verstreut, be­sonders" in der Mitte, liegen viele Gefässscherben von vorsiavischem und von wendischem Typus; ähnliche Scherben wurden auch bei Nach­grabungen in der schwärzlichen Erde gefunden. Ganze Gefässe oder Gerätschaften wurden nicht gefunden, wohl aber im Feuer gewesene Steine und geschwärzte Lehmklümpchen, und diese Funde, sowie die obenerwähnten, lassen es als gewiss erscheinen, dass die Insel in prä­historischer Zeit bewohnt war.

Herr Lehrer II. Lange-Oderberg schreibt über denWuning im Bär II, S. 108 (No. 11 vom 1. Juni 1876) folgendes:

Ob die BenennungWuning Wohnung, wohnlich oder wonnig bedeutet, wage ich nicht zu entscheiden und muss das zu bestimmen den Sprachforschern überlassen; ich kann nur feststellen, dass diese Insel,