Heft 
(1899) 8
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E. Leinke, Frösche und Kröten.

der engeren Familie derWasserfrösche und eine Art aus der engeren Familie derLaubfrösche zu berücksichtigen.

Der grüne Wasser- oder Teichfrosch (Rana eseulenta L.) und der braune Gras- oder Thau- oder Bachfrosch (Rana temporaria L.) sind diejenigen Geschöpfe, die wir gewöhnlich meinen, wenn wir von Fröschen sprechen. Das Männchen der erstgenannten Art ist hervor­ragend musikalisch beanlagt und verdient vollauf die Bezeichnung Sänger der Froschteiche; seine zwei nach aussen vortretenden Schall­blasen sind von vorzüglicher Beschaffenheit und gestatten eine Ausdauer im Vorträge, die von jeher zu lehrreichen Geschichten und Sagen or­dentlich herausforderte. Dieser Frosch bewohnt mit Ausnahme grös­serer Bezirke in S. W. und S. O. so ziemlich ganz Europa, findet sich in Mittel-Asien bis zum Polarkreis und Japan und hat auch an­sehnliche Kolonien in Nordwest-Afrika. Obgleich Sie alle, geehrte An­wesende, ihn gut kennen, sei doch erwähnt, dass sein oberseits grüner, mit schwarzen Flecken und drei gelben Längsstreifeu gezeichneter, an den Seiten marmorirt gefleckter und an den Vorderteilen weisslich oder gelblich schimmernderÜberzieher sehr lose sitzt und bequemer für Hüpfen und andere Kunststücke eingerichtet ist, als unsere modernen Gewänder. Wenn es im Sommer sehr heiss ist, nun denken Sie: dann zieht der Frosch den Überrock wohl gar noch aus! Nein, doch nicht; (denn das häufige Häuten der Frösche ist doch etwas anderes, als das Ab werfen eines Kleidungsstückes; esisÜein allmäliches Abstreifeu und Verzehren der alten Haut, die sich gleich wieder erneuert); ich wollte nur bemerken, dass die grüne Farbe dann ins Bräunliche über­geht. Seine Farbe ist aber nicht nur jenen Menschen Nebensache, die in ihm einen Frühlingsboten und eine charakteristische, in dem immer schöner erblühenden Naturlehen sich leidenschaftlich bethätigende Per­sönlichkeit sehen, sondern auch jenen, die ihn vor Wohlgefallen aufessen. Besonders in Süd-Deutschland und ganz Süd-Europa werden die Schenkel des grünen Wasserfrosches als eine sehr bekömmliche Leckerei geschätzt, und in Italien verspeist man den ganzen, ausgeweideten Frosch. In un­seren Kochbüchern finden wir viele Recepte zu Froschschenkel-Ragout und Froschschenkel-Pastete, sowie zum Backen der auf allerlei Art vor­bereiteten Schenkel. Das Töten der Frösche geschieht durch einen wuchtigen Hammerschlag auf den Kopf. Ein alter Pole, der unweit Lomsa zu Hause und lange Zeit bei Ostralenka ansässig war, erzählte mir, dass er in den Jahren 183040, da er als Küchenjunge bei einem grossen Herrn diente, kaum hätte geraten können, in Gemeinschaft mit den anderen Küchenjungen grüne Frösche zu greifen. Am besten wäre ein zaba (Frosch) zum Backen oder Schmoren geeignet gewesen, wenn erhalbhandgross war. (Die Länge des grünen Wasserfrosches schwankt zwischen 811 cm.) Sehr gern sitzen diese Frösche an bewachsenen