Heft 
(1899) 8
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E. Lemke, Frösche und Kröten.

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So bedeutet es auch in Schlesien ein günstiges, glückliches Jahr, wenn man den ersten Frosch im Trocknen sieht 1 ). Ebenfalls in Oldenburg 2 ).

Wie Frosch und Kröte (mit welch letzterer wir uns nachher be­schäftigen wollen) nicht immer unterschieden werden, beweist die u. a. in Preussen für beide gebräuchliche BezeichnungPogg. Da heisst es im Sprichwort:Aengst di nich ver e Pogg! Oes ök e Vägel, äwer One Zägel, d. h. ein Vogel, ohne Schwanz. (H. Frischbier.)

In Zusammenhang mit demWasservogel wie man in Bayern sagt spielt der Frosch im böhmischen, dem süddeutschen sehr ähn­lichenMairitt eine bedeutende Rolle, wobei es dem Ärmsten nicht nur ans Leben geht, sondern ihn noch abscheuliche Qualen kostet. W. Mannhardt schreibt in seinem BucheWald- und Feld-Kulte, erster Teil (Der Baumkultus der Germanen und ihrer Nachbarstämme), S. 355 u. f.:Die Einhüllung [des sogenanntenPfingstlümmels] in

Baumrinde, Laub, Blumen oder Kornstroh [vergl. S. 352: wo derim belaubten Reisergestell steckende Wasservogel zu Pferde, eine zur Pfingstprozession gehöiende Person, erwähnt ist,] ebenso wie der Name Graskönig [zu Grossvargula bei Langensalza, S. 347] charakterisiert ihn als den im Wachstum der Bäume, Blumen, Gräser und Kultur­pflanzen waltenden Vegetationsdämon und stellt ihn der serbischen Dodola und ihrer Sippe zur Seite, gleich der er, um Regen über die Pflanzenwelt herabzulocken, mit Wasser begossen oder in einem Teich, Bach oder Brunnen gebadet wird. Dieses Bad nimmt zuweilen einen sogar gewaltsamen Charakter an. (Sturz von der Brücke.) So not­wendig erscheint der Regenzauber dem Einritte des Pfingstlings zuge­hörig, dass dieser davon in Bayern fast allgemeinWasservogel zubenannt ist. Ganz die nämliche Bedeutung hat [dort] das Kneipen oder Köpfen des Frosches [S. 354]; denn da die Laubfrösche schreien, wenn Regen bevorsteht, so sagt der Volksglaube: wenn man einen Frosch töte, gäbe es Regen. Wer von den Hüterbuben in Österreich am St. Johannistag Morgens verschläft und zuletzt austreibt, istFrosch­schinder. Auch zu Egsdorf bei Teupitz heisst es: wessen Kuh am Pfingsten zuletzt hinausgetrieben wird, der müsse Padden schinden [=Regen herbeizaubern].

Hier sehen wir den meist für Kröten in Anspruch genommenen NamenPadde auf Frösche bezogen. Dass dies durchaus nicht ver­einzelt dasteht, erfahren wir aus umfangreichen Aufzeichnungen, die unser verehrter und unvergesslicher Freund und Meister in der Volks-

*) Zeitschrift des Vereins f. Volksk., 1894, S. 85. - August Baumgart, Ver­schiedenes vom Aberglauben, von Sitten und Gebräuchen in Mittel-Schlesien. S. 80 u. f.

2 ) L. Strackerjan, Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg. Erster Band. S. 26.