Heft 
(1899) 8
Seite
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E. Lemke, Frösche und. Kröten.

künde Wilhelm Scliwartz in derZeitsclir. des Vereins f. Volksk. 1895, S. 246 n. f., veröffentlichte.

Doch vorerst müssen wir noch bei der Wetterkunde verweilen. In einem von Rnd. Elcho 1 ) redigierten Blatte war folgende Notiz auf­genommen:Der Frosch spielte früher im Kultus der Chibchas, der

Ureinwohner Neu-Granadas, eine ziemlich hervorragende Rolle. Ihre Priester trugen sein Bild auf einer runden Platte um den Hals, und nicht selten fand man ihre Opferaltäre mit abgebildeten Fröschen be­deckt. Sie nannten ihnata und hielten ihn, wie William Bollaert angiebt, für das Symbol des Regens und Wassers. Auch ihr Zahlwort eins Wessen sieata und stellten es figürlich durch einen ins Wasser springenden Frosch dar. Ihre Kalender meisselten sie in harten Stein und brachten auch hier das Bild des Frosches (und der Schlange) viel­fach an.

Die Chibcha verehrten u. a. eine Göttin des Wassers, (der Feld­frucht und der Gemüse) als Urahne des Menschengeschlechts 2 ). Steine mit Götterfiguren im Relief, Fröschen, (Schlangen) u. s. w. befinden sich im liies. k. Museum f. Völkerkunde. Dort sehen wir auch Thongefässe in Gestalt von Riesen-Fröschen, aus Peru stammend.

Diesen Frosch-Sprung zu fremden Völkern entschuldigt die hoch­interessante Thatsache: wie sehr mythologische und andere volkstüm­liche Vorstellungen an den verschiedensten Punkten der Erde einander ahnen. Die Wasser-Göttin der den Frosch als Symbol des Regens und Wassers verehrenden Chibcha ward als Urahne des Menschen­geschlechts angesehen; die im Aberglauben unseres Volkes spukende Wassermutter 3 ), die oft als Pogge gedacht wird, könnte auch gleich als Ahnfrau unseres ganzen Geschlechts angesehen werden, wenn jene Fabel von den kleinen Menschen in Froschgestalt Anerkennung fände.

Nach W. von Schulenburg 4 * ) werden im Spreewald (im Dorfe Burg bei der Mühle an der Spree) die kleinen Kinder von den Fröschen unter den Baum wurzeln hervorgeholt und von den Fröschen an die Bade­mutter abgeliefert. Dort heisst es auch:So lange die Frösche vor Mariä quarren (oder Vorkommen), so lange liegen sie nachher still im Schlamm 6 ). Colerus nennt S. Marci als solchen Termin; und in Däne­mark heisst es:So lange Frösche quäken zu St. Jürgens Tag (23. April), sollen sie nachher schweigen undWenn der Frosch schreit, so soll der Bauer seinen Hafer säen. (Arthur Feddersen.)

') Sonntagsbeilage d.Allensteiner Ztg., 1898, No. 37.

») Führer durch die Sammlungen des Museums für Völkerkunde. 1888, S. 130.

3 ) E. Lemke, Volkstümliches in Ostpreussen. I, S. 94.

*) W, v. Schulenburg, Wendisches Volkstum in Sage, Brauch und Sitte, S. 108.

6 ) Ebd S. 158.