E. Lemke, Frösche und Kröten.
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Der Frosch hat sich nicht nur in der Wetterkunde, sondern auch in der Heilkunde und Zauberei einen Namen erworben. In Berlin (und anderwärts) sollen Fieberkranke einen Frosch in der Hand sterben lassen, wenn sie ihr Fieber binnen dreimal 24 Stunden verlieren wollen 1 ). Aber auch gegen Epilepsie wird dies Mittel empfohlen. Und wer von Sommersprossen geplagt wird, soll sich mit Froschlaich waschen 2 ). Froschlaich gehört nach Montanus 3 ) zu den Dingen, aus welchen Zauberinnen Ungeziefer u. a. m. sieden können. In Ungarn muss ein Fieberkranker einen am St. Georgstage gefangenen Laubfrosch bei sich (auf der Brust) tragen und dort sterben lassen 4 ). Frösche in Schnaps sterben und dann 24 Stunden auf dem Ofen stehen lassen, verlangt bei den Wenden ein volkstümliches Mittel gegen die Trunksucht, indem der gewonnene Extrakt behutsam dem ahnungslosen Sünder in den Trunk gegossen wird; es soll danach schon manch’ einem grausam schlecht zu Mute geworden sein 5 ). In Tirol hat man nicht nur den Glauben, dass Froschaugen ein gutes, am Halse zu tragendes Schlafmittel, sind, falls sie dem armen Tierlein bei lebendigem Leibe ausgestochen wurden, sondern man behauptet auch, dass Frösche auf Pestbeulen gebunden, das Gift ausziehen, an dem sie dann selber sterben müssen; man soll mit dem Auflegen der Frösche so lange fortfahren, bis sie nicht mehr den Tod davon bekommen; und sind keine Frösche zu erlangen, so könnte man auch Kröten verwenden 6 ). Umgekehrt heisst es in Ostpreussen bei Behandlung eines Schlangenbisses: wenn keine Kröten zu finden sind, könne man sich mit Fröschen behelfen; der Leidende steckt (für 24 Stunden oder 9 Tage) den verwundeten Fuss (oder die Hand u. s. w.) in ein mit Buttermilch gefülltes Erdloch, und in die oft zu erneuernde Buttermilch wird das schnell herbeigeholte Tier gesetzt, welches das Gift auszusaugen hat, sich aber vielleicht nicht ungern mit der Milch beschäftigt 7 ).
Es soll auch Vorkommen, dass Frösche Milch liefern. Jlwof berichtet aus Steiermark: „Eine Sennerin habe (wie es im St. Lambrechter Prozesse von 1614 an den Tag gekommen) zwei Frösche an eine Stange
') Zeitschr. f. Ethnologie, 1883, 8. 80. E. Krause, Abergläubische Kuren und sonstiger Aberglaube in Berlin und nächster Umgebung. S. 78 u. f.
2 ) E. Lemke, a. a. 0., I., S. 94.
s ) Montanus, Die deutschen Volksfeste, Volksbräuche u. s. w. (1854) S. 178.
4 ) Z. d. V. f. V., 1894, S. 399. Anton Herrmann, Der volkstümliche Kalenderglaube in Ungarn. S. 392 u. f. (Schluss von S. 324).
5 ) W. v. Schulenburg, Wend. V. i. S., B. u. S. S. 104.
s ) Z. d. V. f. V., 1898, S. 173. Adolf F. Dörler, Die Tierwelt in der sympathetischen Tiroler Volksmedizin. S. 168 u. f.
7 ) E. Lemke, a. a. O., I, S. 95.