430
E. Lemke, Frösche und Kröten.
geliängt, daran gemolken and dadurch den Kühen der Nachbarn die Milch entzogen“ 1 ).
„Schlafenden oder redenden Hexen sah man grüne Frösche aus dem Munde hüpfen, und Frösche tragen sie in der Tasche, Frösche hüpfen ihnen auf dem Kirchwege nach; und eine von Hexen erhaltene Gabe hüpft als Frosch davon“ 2 ).
Strackerjan (a. a. O., I, S. 305) erzählt unter anderen ähnlichen Geschichten: „Ein Kind erhielt einmal von einer Hexe einen Apfel und ass denselben sofort auf. Da verwandelte sich der Apfel in dem Leibe des Kindes in einen Frosch, der nun aus dem Leibe des Kindes heraus allerlei Befehle gab: „Ick will Pannkoken äten! — Ick will ditt und datt hebben!“ Endlich gab man dem Kinde ein Mittel ein; da fuhr es wie eine grosse Feuerflamme aus dem Munde des Kindes, und das Kind war genesen.“ — Ein anderes gleicherweise mit solchen Äpfeln beschenktes Kind legte denselben vorerst in einen gehenkelten, irdenen Becher, Mucke genannt. „Mit einmal aber fing die Mucke an zu springen und als man hinsah, war statt des Apfels ein grosser Frosch d’rin“. (Ebd. S.303.)
Nach einem Mythus der Karok gehört der Frosch zu jenen Geschöpfen, die sich vereinten, zwei alten Hexen das Feuer wegzunehmen; und in vielen Mythen ist vom Verschlingen des Wassers durch den Frosch (oder die Kröte) die Rede. 3 )
Auch für den Flachsbau interessieren sich die Frösche. In der Mark Brandenburg soll man u. a. deshalb in den Zwölften nicht spinnen, weil sonst die Frösche die Flachskuoten abfressen würden 4 ). Das Abfressen des Flachses besorgen die Frösche in Braunschweig, falls man noch abends zu jener Zeit im Frühjahre spinnt, wenn die Frösche angefangen haben zu „garren“ 5 ).
Solchen in Heilkunde und Zauberei, sowie in wirtschaftlichen Fragen erfahrenen Wesen ist natürlich auch von jeher ein Verständnis für liebes- kranke Herzen zugetraut worden. Ungezählte Frösche wurden an weit von einander liegenden Orten, d. h. in gar verschiedenen Ländern, lebendig in einen Ameisenhaufen gesetzt, um dort einen jämmerlichen Tod zu sterben. Ihre abgezehrten Knöchelchen bildeten nachher ein Hausmittel, die ersehnte Gegenliebe zu erlangen; man darf nur mit
') Z. d. V. f. V., 1897, S. 191. Franz Jlwof, Hexenwesen und Aberglauben in Steiermark. Ehedem und jetzt. S. 184 u. f.
’) Montanus, a. a. 0., S. 178.
3 ) C.-Bl. d. d. Ges. f. A., E. u. U., 1897, S. 138 u. 130. Frhr. von Andrian- Werburg. Die kosmologiscben und kosmogenischen Vorstellungen primitiver Völker. S. 127 u. f.
4 ) Z. d. V. f. V., 1891. S. 179. H. Prahn, Glaube und Brauch in der Mark Brandenburg, S. 178 u. f.
s ) Z. d. V. f. V., 1898, S. 217. H. Beck. Aus dem bäuerlichen Leben in Nordsteimke (Braunsclyweig). S. 213 u. f.