E. Lemke, Frösche und Kröten. 433
wie in Ostpreussen vor der Wassermutter, deren Eigenart es sein soll, die unvorsichtigen Kinder an den Haaren zu sicli ins Wasser zu ziehen.
„Die grünen Frösche rufen [im Spreewalde]: wojak! wojak! (Soldat); darum heissen sie zelene jagafge, grüne Jäger. „Du kommst zu den Grünen“, d. h. ins Wasser, hist zu nichts anderem zu gebrauchen'). Man kann dies wohl wenig höflich gegen die Lübbener Jäger nennen. Mit dem Storche führen die Frösche im Spreewalde folgendes Gespräch:
Bö6on groni: Klok! klokl klok! (schluck')
Zaba groni: Njokl njok! njokl (mag nicht)
Böaon groni: Ty d’rje musys (musst)
Zaba groni: Ja si kusys! (werde dich heissen) * 2 ).
In Oldenburg unterhalten sich Frösche, von denen der eine gern ein Paar Schuhe haben möchte, der andere jedoch weder Leder, noch Fett und Pech (oder Nadel?) hat:
Frärk, Frärk, mak mi’n Paar Schohl — Ick hebbe kin Liir,
Ick hebbe kin Smär,
Ick hebbe kin Pickernicknick nick nick nick 3 ).
Unter den sieben verschiedenen Gesprächen, die Strackerjan (a. a. 0.) anführt, sind auch zwei zwischen Rabe und Frosch. Das eine lautet: Babe: Kablkopp, komm’ berutl
Frosch: Du bickebickest mi, du hickebickest mi.
Schliesslich wird dort auch in zwei Lesarten die Beratung über Backen erwähnt, welche in Ostpreussen so lautet: „Frau Nachbar’n! Frau
Nachbar’n! — niorg’n woll’n wir back’n, back’n, back’n!“ Sofort wollen alle backen 4 ).
Klassisch und weitberühmt ist das Klangspiel, das Ovid in seinen „Metamorphoses“ brachte: „Quamvis sint sub aqua, sub aqua male-
dicere temptant“, von J. H. Yoss übersetzt: „Ob sie die Flut auch
bedeckt, noch schimpfen sie kecklich.“ Dies bezieht sich bekanntlich auf die Bauern, welche die Titanentochter Leto oder Latona, die von der eifersüchtigen Here verfolgt wurde, so hartherzig behandelten. Es war allen Ländern und Inseln der Schwur abgenommen worden, Latona nicht aufzunehmen; jene Bauern verweigerten nun gar der Ärmsten, ihren Durst in einem See zu stillen, wofür sie von ihr in Frösche verwandelt wurden. Der Mythensammler Antonius Liberalis (etwa 150 n. Chr.) erzählte (nach Ludwig Frey tag): „Latonia ging nach
Lycien, um ihre Kinder im Flusse Xanthus zu baden. Unterwegs kam sie an die Quelle Malita und wollte sich hier baden; aber Hirten ver-
>) W. v. Scbulenburg, W. V. u. G. a. d. Spr., S. 128.
2 ) Ebd. S. 260.
a ) L. Strackerjan, a. a. 0., II, S. 107.
4 ) E. Lemke, a. a. 0., III, S. 57.