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E. Lemke, Frösche und Kröten.
wehrten es ihr. Dienstbare Wölfe führten sie hierauf an den Xanthus; hier badete die Göttin, weihte den Xanthus dem Apollon, nannte das Land Lycien nach den Wölfen (lykos, Wolf) und strafte die Hirten durch Verwandlung in Frösche.“
Montanus sagt, es werde den Kindern erzählt: „Der Frosch schelte alles „Geck! Geck!“ nnd „Quark“, und deshalb mache ihn bei dem geringsten Geräusche das böse Gewissen so furchtsam vor Bestrafung über solche Scheltworte, (a. a. 0., S. 178.) Colerus giebt den guten Rat, ein Licht ans Ufer zu stellen, denn dann würden die Frösche still sein.
An gutem Rat, wie man sich ihrer erwehren könnte, fehlt es überhaupt nicht. In Ungarn heisst es: „Kehrt man am Charfreitag-
morgen vor Sonnenaufgang die Stube aus, so gehen alle Frösche in der Umgegend zu Grunde. Erklingen die Glocken am Charsamstage, so laufen die Hausfrauen, mit dem Schlüsselbunde rasselnd, im Hause herum und rufen: „Schlangen, Frösche, weicht von dannen, denn die
Glocken klingen wieder!“ Auch wenn man blos vor dem Hause zu dieser Zeit kehrt, so vertreibt man diese Tiere aus der Umgegend').“ Nach einer Sage haben zwei Schlossfräulein sich einst so sehr über das Schreien der Frösche aufgeregt, dass ihre Untergebenen die sämtlichen Frösche erschlagen mussten; seitdem schreit dort kein Frosch mehr * 2 ). Im Jahre 1692 ist im Kirchspiel Bergstedt, nicht weit von Hamburg, ein lebendiger Frosch verbrannt worden, weil er in einer Graburne gesessen hatte 3 ). Wenn Hohlwurz (Corydalis D. C.) ins Wasser geworfen wird, müssen alle Frösche auswandern oder sterben 4 ).
Nur flüchtig, ehe wir noch die verschiedene Benennung des Frosches streifen, — die Kröten warten schon ungeduldig — sei daran erinnert, dass viele Pflanzennamen mit diesen Tieren in Verbindung gebracht sind, und dass, wenn ein Stück Vieh erkrankt, d. h. aufgescliwollen ist, gesagt wird: „Die Kuh (u. s. w.) hat die Padde.“ So in der Grafschaft
Ruppin 5 ), in Pommern und anderwärts. In Ostpreussen soll man der leidenden Kuh eine lebendige Pogge in den Schlund stossen c ).
Ich werde, um Sie, geehrte Anwesende, nicht zu sehr zu ermüden, hier nur einige der von W. Schwartz zusammengetragenen Namen nennen und verweise im übrigen auf die Abhandlung selber. W. Schw.
*) A. Herrmann, a. a. O., S. 395 u. 393.
’) C.—Bl., 1888, 8. 51. A. Vierling. Prähistorische Hügel an der Waldnab und Luhe, S. 49 u. f.
3 ) 0. — Bl., 1888, S. 59. H. Handelmann. Zu der Kröte von Cröbem. S. 57 u. f.
4 ) Colerus.
5 ) Z. d. V. f. V., 1898, S. 304. K. Ed. Haase. Volksmedizin in der Grafschaft Kuppin und Umgegend. S. 205 u. f.
*) E. Lemke, a. a. 0., I, S. 83.