Heft 
(1904) 13
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Berliner Zustände und Persönlichkeiten etc.

für deren Verfertigung der Bauchsprecher Steinert eine jährliche Pension von 500 Thalern erhält, einnehmen müssen.

Auf welche Schriftsteller Mylius hinzielt, wo er von den allzeit fertigen Skriblern redet, welche von der Rotte der Antiaufklärer gedungen wurden, um sie zu verteidigen, ist schwer zu sagen. Streit­schriften für und wider die Aufklärung kamen in jener Zeit in grosser Menge heraus; zwei, welche sich gegen Nicolai und seine Anhänger wenden, sind:Der Berlinismus oder Freundschaftsgespräch über Doktor Stark und seine Gegner. Templin und Ephesus 1788 undNicolai, Gedike und Biester in gefälligen [Portionen dem Publikum vorgesetzt. Erste Portion 1788.

Dass der Herzog die Gaukeleien der geheimen Magier (Rosenkreuzer) entdeckt und die Betrüger entlarvt habe, wird auch in einer anderen gleich­zeitigen Schrift, einem satirischen RomanDreierley Wirkungen erzählt. Es geht diese Auffassung wohl auf ein damals unter der Bevölkerung Berlins verbreitetes Gerücht zurück, das durch den Wunsch der Bevölkerung, Friedrich Wilhelm II möchte so verfahren, veranlasst war. Die Deutung einiger Tatsachen aus dem Lande der Aufklärung, die Mylius am Schluss der Beschreibung dieses Landes noch mitteilt, wird kaum gelingen. Er erzählt, dass ein Priester, ein Mann von Geist und Herz, der ein vortrefflicher Redner war, von der Gemeine nicht eher bei dem Tempel, zu dem er sich hielt, angesetzt sei, als bis er sich verbindlich gemacht hätte, einen geheimen Orden, worin er war und der dem Freimaurerorden in seiner. ursprünglichen Reinigkeit glich, (also wohl den Illuminatenorden), zu verlassen. Andererseits habe man in eben der Stadt zwei Priester geduldet, deren sittenloser Lehenswandel stadtkundig war. Der eine von ihnen ist vielleicht der Prediger Stork, der 1791 wegen unsittlichen Lebenswandels abgesetzt wurde.

Ein ausserordentlich fähiger Kopf von Schullehrer heisst es weiter,wurde seines Amtes schnell entsetzt, weil seine Oberen in Erfahrung gebracht hatten, dass er

lose Künste trieb,

Komödien und Verse schrieb

und mit Schauspielern Umgang pflog, obgleich diese sehr rechtliche Leute waren, denen der ganze Frömmlertross die Schuhriemen aufzulösen nicht wert war; und doch behandelte man in eben der Stadt die Theaterangelegenheiten mit einer solchen Wichtigkeit, als wenn von nichts geringeren als vom Wohl und Wehe des Staates die Rede sei.

Die Erlebnisse, welche Holberg seinen Helden im Lande der Gottesleugner, in Mikolak, bestehen lässt, übergeht Mylius aus leicht begreiflichen Gründen. Gar eigenartige Einrichtungen findet Niels im Lande Mürak: Staupenschlag, Brandmal, Galgen und ähnliche Strafen, womit die benachbarten Völker Bosheiten und Bubenstücke zu züchtigen