Heft 
(1904) 13
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Berliner Zustände und Persönlichkeiten etc.

Der Vorwurf, dass er würdigen Verstorbenen seine Freundschaft und seine Gedichte anlüge, wendet sich gegen seine Ausgabe von Höltys Gedichten:Christ, Ludw. Heinr. Höltys hinterlassene Gedichte nebst Nachricht aus des Dichters Leben (17821783). Gegen diese Ausgabe ist auch eine Erklärung im Deutschen Museum (1783 I S. 394) von L. von Stolberg und J. II. Voss gerichtet, in der eine ganze Anzahl von Gedichten als unecht bezeichnet undder vorangeschickten Erzählung von Höltys Leben und Charakter nachgesagt wird, dass sievon Unwahrheiten wimmle.

Der kritische Areopag zu Nilreb und Anej ist die Allgemeine Deutsche Bibliothek zu Berlin und die Allgemeine Literaturzeitung zu Jena, von denen jene im 69. Bande S. 466 und im 70. Bande S. 466, diese 1788 I S. 243 sehr ablehnend und verwerfend über Geislersche Schriften geurteilt hatte. Derwackre Rednas ist wohl Johann Daniel Sander, privatisierender Gelehrter in Berlin, der u. a. für die von Mylius herausgegebenen kleinen Romane, Erzählungen und Schwänke verschiedene Erzählungen lieferte. Wo und wie erdie satirische Geissei über Geisler geschwungen, habe ich nicht ermitteln können. Übrigens hinderten weder diese Besprechungen noch der von Mylius unternommene Angriff den edlen Literaten an der Fortsetzung seiner gewohnten Tätigkeit: er veröffentlichte noch eine Schrift über Joseph II., schrieb eineAusführliche Lebens-, Regierungs- und Tatengeschichte Friedrichs des Grossen, eine Lebensgeschichte Gustavs III. von Schweden, einen Bericht über den Zustand der türkischen Kriegsmacht u. a. m.

Über einen zweiten Missetäter lässt Mylius den Begleiter des Niels Klimm folgendermassen berichten:Der keckaussehende Bursche,

den du über und über mit spanischen Fliegen bedeckt siehst, hat unter allen Büchermachergesellen die ehernste Stirn, er bleibt ganz kalt bei den Streichen, die edelgesinnte Rezensenten oder Buchdrucker ihm geben, und zeigt sich in der literarischen Welt bald als Weib, bald als Mann. Als Weib streute er unter wohltönendem Namen durch unsere ganzen Planeten Avertissements aus, worin er alle menschenfreundlichen Damen aufl'orderte, sich mit dreihundert anderen zu verbinden, die unter sich einen Orden errichtet hätten und ihre tätige Beihülfe einem Institute zu schenken, das die wohlmeinende Absicht hätte, die so sehr vernach­lässigte weibliche Erziehung zu verbessern. Der Fonds dazu sollte ein Journal sein, welches die Damen des Ordens herausgeben würden. Den Gewinn, den dieses Werk ab würfe, wolle man zu einem wohltätigen Behuf verwenden. Diese Ankündigung machte Aufsehen, der Edle von Gnossirg spielte die verkappte Dame recht gut und warf in einem un­geheuren Wortschwall mit vielen edlen Sentiments um sich.

Teils Eitelkeit, teils Neugier, teils wirklicher Hang zum Wohltuu führte in kurzem zwölfhundert Prämimerantinnen in seine Netze, eine