Berliner Zustande und Persönlichkeiten etc.
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des Ordens zum besten einer Erziehungs-Anstalt für arme Mädchen herausgegeben wurde.
In Leipzig, von wo aus er diese neue Unternehmungen ins Werk gesetzt hatte, wurde sein Treiben so austössig, dass Universität und Kat ihn freundschaftlich ersuchten, sich je eher, je lieber zu entfernen.
Er ging nach Halle und rächte sich an dem Leipziger Rat durch ein Pasquill auf den ersten Bürgermeister Leipzigs, Geh. Kriegsrat Müller, das er in dem Damenjournal abdrucken liess. Der gleichen Kampfesweise bediente er sich in Halle gegen Professor Förster, der ihm in Censurangelegenheiten nicht zu Willen gewesen war.
Da das Damenjourual bei der Kritik reichlichen Tadel, aber keine Anerkennung fand, setzte es Grossing unter einem andern Namen fort: „Flora, ein Journal von und für Damen“ (Halle 1786 auf Kosten der Damengesellschaft, 4 Bände). Auch gab er in dieser Zeit ein „Rosenblatt von und für Damen“ ('2 Bände. Halle auf Kosten der Damengesellschaft) heraus. Nachdem er sich in Halle ebenfalls unmöglich gemacht hatte, begab er sich nach Berlin. Aber die Zeit seines Glanzes war vorüber.
Die Allgemeine Litteratur-Zeitung hatte 1788 (I. S. 227—230) bei Gelegenheit der Besprechung seiner lehrreichen Erzählungen eine geradezu vernichtende Kritik au seiner gesamten Tätigkeit geübt, sodass seine eigenartige litterarische Arbeitsweise — er kaufte Manuskripte und liess diese als seine Werke drucken — nur geringen materiellen Erfolg hatte; auch die Einkünfte aus dem Rosenorden wurden immer geringer, da den meisten der Beteiligten ziemlich bald klar geworden war, dass sie einem Betrüger in die Hände gefallen waren. Aber eine neue Zeitschrift „Das Staaten-Journal“, in dem sich Grossing über himmelschreiende Ungerechtigkeit der Grossen beklagte und sich als „einen unschuldig Geächteten, Gestürzten, mit Hinterlist Verfolgten“ ausgab, auch in frechem Ton gegen alle diejenigen Personen die heftigsten Ausfälle wagte, die ihm schickliche Gegenstände seiner Schmähsucht schienen, fand Leser und Freunde.
Am schärfsten wurde Nicolai von ihm angegriffen, wohl wegen der Rezension, welche im 59. Bande der Allgemeinen deutschen Bibliothek über Grossings Schriften veröffentlicht war. Die Schmähungen im Staatenjournal (1787 Juni S. 289 und 294, September S. 397 und S. 400, November S. 184) waren so gemeiner Art, dass Nicolai — denn ihn meint doch wohl Mylius mit seinem Ausdruck „einer der männlichsten Ritter“ — auf eine litterarische Entgegnung verzichtete und seinen Gegner beim Kammergerichte wegen Schandschriften verklagte.
Noch ehe diese Klage zum Austrag kam, wurde Grossing wegen falscher Wechselgeschäfte gefangen gesetzt, doch gelang es ihm, zu entwischen und aus Berlin zu entkommen. Die weiteren Schicksale dieses Betrügers sind mir unbekannt geblieben. Meusel, Gelehrtes Teutschland
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