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Berliner Zustände und Persönlichkeiten etc.
Band 2 (1796) S. 681 weiss von ihm zu berichten: „seit 1788 sitzt er gefangen im Bergschloss zu Grätz“. Es ist also wahrscheinlich, dass Grossing sich nach Österreich zurückbegebeu hat und dort ergriffen und wegen seines Handels mit Abschriften von Akten des Wiener Kabinetts verurteilt worden ist.
Wenn Mylius recht unterrichtet ist, war Grossing auch der Verfasser des anonym erschienenen: Lexikon aller Anstössigkeiten und Prahlereien, welche in denen zu Berlin in fünfzehn Bänden erschienenen sogenannten Schriften Friedrichs II. Vorkommen. (Leiziger Messe 1789. Mit dem Bilde des Schlosses von Hnbertusburg.) Es dürfte dies dann seine letzte Arbeit gewesen sein.
Ein dritter wird von Mylius folgendennassen abgetan: „Der Krüppel endlich dort mit dem konfiscierten Gesicht hatte ehedem ein öffentliches Amt, bestahl aber die Landeskasse und schlich nur so eben bei dem Galgen weg. Hunger trieb ihn zur Schriftstellerei, ohne dass er die Spruche verstand, worin er schmierte. Er sammelte, wovon er wusste, dass es den besten Abgang haben würde, Stadt- und Familien-Anekdoten, und trug sie mit einer Brühe von Rinnsteinwitz auf, wofür er denn freilich mit mancher tüchtigen Prügelsnppe vorlieb nehmen musste, sich aber auch manches Dukätchen erwarb, wenn er die Materialien benutzte, die ihm hämische Leute von ihren Nachboren und Bekannten für seine prangermässigen Blätter einschickten. Einst entwich er, der fast immer im Schuldturme sass oder zwei Alguizils, in Livrea gekleidet, bei sicli hatte, seinen Gläubigern. Wo er sich hingeflüchtet hatte, liess man ihn bald als einen Auswurf über die Grenze bringen. Er Hatte auf weitaussehende Spekulation ein Mädchen von sehr vorteilhafter Bildung, aber eben nicht vom besten Leumund geheiratet, das des Morgens wacker in der Manege karrakolliert, des Nachmittags aber eben so weidlicli in der Bahn der Philosophie und Dichtkunst.“
„Der feine Zeisig- auf dem Grossvaterstuhl wurde vor einiger Zeit wieder hierher berufen, setzte sein Schmiererhandwerk fort und hatte keine bestimmte Arbeit als zuweilen die Rolle des Bouffons an der Tafel eines angesehenen Mitgliedes des hohen Rats zu spielen, das, wenn es von seinen vielen Krankenbesuchen znrückkam, gern eine solche Zerstreuung hatte. Dafür und damit er vom Staate nichts Böses sudle, bezahlt ihm dieser eine ganz ansehnliche Pension. Vor einigen Tagen ist sein hoher Gönner gestorben, und der hohe und kleine Rat sind einig geworden, einen Versuch zur Heilung dieses alten Sünders zu machen; man gibt ihm täglich ein paar starke Vomitive, hilft dies nicht, so schickt man ihn ins Raspelhaus.
Wahrscheinlich bezieht sich diese Schilderung auf den Kriegsrat August Friedrich Cranz. Von seinen Pasquillen und ähnlichen Schriften verzeichnen Schmidt und Mehring im Gelehrten Berlin eine ganze Reihe.