Heft 
(1904) 13
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15. (7. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

III. Unser Ehrenmitglied Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Karl Möbius hat am 30. v. Mts. das goldene Doktor-Jubiläum gefeiert. Ich habe mir erlaubt, Namens der Brandenburgs mündlich Glück zu wünschen und verfehle nicht unsere Glückwünsche, auch heut noch einmal herzlichst auszusprechen. Wir rufen uns gern bei dieser Gelegenheit den Werde­gang dieses vielseitigen ausgezeichneten Gelehrten ins Gedächtnis zurück. Am 7. Februar 1825 zu Eilenburg (Provinz Sachsen) geboren, widmete er sich in Berlin naturwissenschaftlichen Studien; besonderen Einfluss übte auf ihn Johannes Müller. 1852 war er wissenschaftlicher Hülts- arbeiter am Zoologischen Museum in Berlin. Am 30. Dezember 1853 erwarb er den Doktorgrad in Halle. Sein Wunsch war zunächst, sich als naturwissenschaftlicher Lehrer zu betätigen. In solcher Stellung wirkte er am Johanneum in Hamburg (18531808), zugleich als Dozent der Zoologie am dortigen Gymnasium academicum. Daneben beteiligte sich Möbius hervorragend an dem schnell aufblühenden Naturhistorischem Museum in Hamburg und der systematischen Ordnung der Sammlungen, die ihn zu Arbeiten über Nester geselliger südamerikanischer Wespen, über Seesterne, Gorgoniden uud echte Perlen veranlassten. Ferner wirkte er mit bei der Gründung und Verwaltung des Hamburger Zoologischen Gartens und Aquariums. Das Werk über die Kieler Bucht, hatte schon 18G8 die Berufung Möbius als Ordinarius nach Kiel zur Folge. Dort hat er das Zoologische Museum neu eingerichtet und l'J Jahre hindurch geleitet.

Ich habe mich in Kiel, als ich an einer Weichtierfauna der Provinz Schleswig-Holstein arbeitete und auch späterhin bei Erforschung des Wattenmeeres nahe Büsum und der Nordsee bei Sylt seines Rats und seiner Unterstützung zu erfreuen gehabt und mit Möbius viele Jahre im Vorstande des Deutschen Seefischerei-Vereins, dessen Ehrenmitglied er geworden, zusammen gewirkt, wobei mir seine Erfahrung überall zum Nutzen gereicht hat. Besondere Aufmerksamkeit widmete Möbius dem Studium der Austernzucht, welche für die Küstenbevölkerung einen so wichtigen Erwerbszweig bildet. 1871 und 1872 war er Mitglied der Expedition zur physikalischen, chemischen und biologischen Unter­suchung der deutschen Meere auf dem AvisodampferPommerania. Hier kam er im Sommer J 871 zu dem grundlegenden Ergebnis, dass die Ostsee überhaupt nur eine Auswahl solcher atlantischen und Eis- meertiere enthält, die grosse Temperaturunterschiede vertragen können. Mit Fr. Heincke gab der Gelehrte später eine Übersicht über die Fische der Ostsee. 1874 und 1875 unternahm er eine Reise nach Mauritius und den Seychellen und verweilte Monate lang auf dem poesieverklärten tropischen Korallengriff von lsle de France. Frühzeitig und mit grossem Erfolg schloss sich Möbius der Darwinschen Lehre an, welche die Zoologie unendlich befruchtet hat; aber mit kritischem Blick trat er