16. (7. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.
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In Reuters Läusclien „Wat Einer hett, dat hett ’e“, Vers 66 ff. heisst es:
ik mött kuschen
Un sitt hir liksterwelt, as Excellenz bi Buschen,
Sit wunderschön hir up den Drögen.
Reuters Worte „Sitten as Excellenz bi Buschen“ geben eine alte Berliner Redensart*) „sitzen wie Exzellenz bei Bouche“ wieder und bedeuten „wie ein Narr dasitzen“.
Die heute fast vergessene Redensart war im zweiten Viertel des vergangenen Jahrhunderts in Geltung. Über ihre Entstehung und Bedeutung kann ich die folgende Auskunft veröffentlichen, welche mir Herr Professor Paul Aschersou**), der bekannte Botaniker an der Berliner Universität, nach Mitteilungen gegeben hat, welche er seinem längst verstorbenen Vater, dem Berliner Sanitätsrat Ascherson, und seinem 82 jährigen Freunde Dr. C. Bolle verdankt.
Einer der beiden Kunstgärtner Bouche , welche auf der Blumenstrasse Nr. 11 und 68—70 wohnten, pflegte zu Zeiten, etwa wenn die Hyazinthen in Blüte standen, seinen grossen Garten dem besseren Publikum zur Besichtigung zu öffnen und bei dieser Gelegenbeit den Besuchern durch seine Gärtnergehilfen Kaffee anbieten zu lassen. Einst kam auch der Minister von Klewitz, besichtigte die ausgestellten blühenden Blumen und bat dann um Kaffee. Der bedienende Gärtnergehilfe, welchem die Gewandtheit und Dienstwilligkeit eines Berufskellners abgehen mochte und der vielleicht auch nur widerwillig solche Dienste leistete, liess den Minister über Gebühr warten. Dieser beschwerte sich deshalb bei dem Besitzer, er sitze schon eine Viertelstunde wie ein Narr da und müsse immer noch auf Kaffee warten. Bouche fuhr darauf mit den Worten „Excellenz sitzt schon eine Viertelstunde wie ein Narr“ den Gehilfen an. Der Berliner Volksmund griff dieses Begebnis auf, um ein neues geflügeltes Wort zu schaffen, um so eher dazu bereit, als der Minister von Klewiz nicht gerade für sehr „hell“ galt und man seine grosse Sparsamkeit kannte. Dass man ihn sehr gern dem Spotte preisgab, beweist auch eine bösartige Charade auf seinen Namen, die man dem Kronprinzen, späterem Könige Friedrich Wilhelm IV., in den Mund legte. Sie lautete: „Die erste frisst das Vieh, Die zweite habe ich nie, Das ganze ist eine Landplage.“ Es wird erzählt, dass der Minister sich deshalb beim Könige Friedrich Wilhelm III. beklagt und dieser den Kronprinzen zur Rede gestellt habe. Der Kron-
*) Als solche ist sie schon von 0. F. Müller, Der Mecklenburger Volksmund Nr. 169, erkannt. Seine Erklärung, die dem Richtigen nahe kommt, ist aus der obigen Ausführung zu berichtigen. IV. S.
* ) Unser verehrtes Ehrenmitglied. E. Fr.