Heft 
(1904) 13
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15. (7. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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und drei Aufzügen, greift nunmehr ins frühe Mittelalter um 475 zurück, auf die Sage von der letzten Schlacht. Im Brandenburger Lande steht der uralte Riesenbaum, in dessen Nähe die letzte Schlacht der Germanen gegen die übermächtig eindringenden Slaven ausgefocliten wird. Im ersten Aufzug zeigt sich ein gross angelegtes Bild aus der Völker­wanderung und zwar der Untergang des germanischen Volksstammes der Harulunger (Heruler) in ihrer Feste Brandenburg auf dem heute noch nach ihnen benannten Harlunger Berge. Der Stamm, von den nachrückenden Wenden bedrängt, wird obendrein dadurch geschwächt, dass Odoaker die junge Mannschaft der Havelgaue zu einem Zuge nach dem Sehnsuchtslande Italien aufruft. Und während sie unter Leitung dieses kühnen Heerkönigs zur Eroberung des Weltenthrones im goldenen Rom abzieht, erliegt der Rest des Stammes auf dem Heimatboden,der Mark, die heilger Hammerwurf einst mass, der slavischen Übermacht. Der Wendenfürst Chokus von Potsdupim (Potsdam) zieht als Sieger in die alte germanische Brandenburg ein. Somit ist das SchauspielDie letzte Schlacht ein Gegenstück zu Böcklers früherem WerkJatschko von Köpenik, das die endgültige Wiedereroberung Brandenburgs und die letzte völlige Unterwerfung der Wenden durch Albrecht den Bären zum Gegenstand hat. Aus den Einzelheiten des Stückes wollen wir folgendes mitteilen: Der Held desselben ist der Fürstenspross Wisand, der um die Tochter des Stammesfürsten Wulf wirbt, von diesem aber beschieden wird, er solle erst durch eine kühne Tat beweisen, dass er würdig sei, der Eidam und Erbe des Herzogs zu sein. Die Gelegenheit zu dieser Heldentat scheint ihm der Plan Odoakers zu bieten; doch Fürst Wulf widersetzt sich dessen Rüstungen, da er voraussieht, dass es an der Havel bald genug zu tun geben wird. Trotzdem leistet Wisand, durch seinen Jugendfreund Odoaker begeistert, diesem das Andbahts- (Gefolgschaft®-) Gelübde, und auch Wulfs Tochter Hildegard bestärkt ihn darin, auch sie berauscht der Gedanke, dass auf dem glänzenden Kaiserthrone ein Germanenkönig und ihm zur Seite ein Germanenweib sitzen werden. Und, anstatt, wie es Wulf erwartet, Odoaker im Thing entgegenzutreten, entflammt Wisand gerade die Volks­genossen für die Romfahrt; und die gesamte Jugend Brandenburgs rüstet sich, um Odoaker zu folgen. Da tritt den Ausziehenden die Stammesseherin entgegen und ruft ihnen warnend zu, nicht vor Rom werde die Entscheidung Runenlos fallen, sondernhier auf Brandenburger and wird einst die letzte Schlacht geschlagen! Wisand, von diesem ötterspruch betroffen, bricht das Andbahts-Gelübte; er will auf Ruhm and Ehre verzichten, aber das bedrängte Vaterland nicht im Stiche assen. Fürst Wulf jedoch, der ihm die Hauptschuld an der Zersplitterung des Stammes beimisst, lässt ihn wegen Gelöbnisbruchs bannen. Die olge ist, dass nun auch die Freunde Wisands mit diesem Brandenburg

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