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17. (8. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjalires.
mehrere Druckfehler stehen geblieben. Z. 17 von oben muss lauten „mündenden Flüssen durch die den letzteren eigentümlichen“. — Zur Verdeutlichung bemerke ich nochmals folgendes. Auf die nordische, marine Yoldia-Periode unserer Ostsee, folgte eine Absperrung des mittleren Teils derselben vom Meer und infolgedessen eine sehr starke Aussüssung dieses Beckens durch die gewaltigen einmündenden Flüsse: das ist der Ancylus-See. Bei dieser Gelegenheit gelangten aus den schwedischen und pommerschen Küstenströmen u. A. zwei charakteristische Süsswasserschnecken in den Ancylus-See. Erstlich Neritina fluviatilis L. Diese hat sich im Laufe der Jahrtausende zu einer eigenen Species ausgebildet, von Sven Nilsson, Historia Molluscorum Sueciae S. 94 als variet. ß minor subunicolor nigrofusca aut obsolete variegata*) gekennzeichnet- Es ist dies eine Kümmerform, welche niemals in die Flüsse geht und sich in ihrer Gestaltung fortpflanzt, also eine gute Art sowohl im Sinne Linnes wie Darwins. Zweitens eine eigenartige Schlammschnecke aus der Guluaria-Gruppe zwischen Limnaea ovata Draparnaud und L. peregra stehend, welche beiden Schnecken in den schwedischen und pommerschen Küstengewässern Vorkommen. Diese Limnaea (Lymnaea) balthica Nilsson wird diagnostiziert als „L. testa ovata, subperforata, rugosostriata, brunneo- virescente, sub-erosa, spira brevi acutiuscula, anfractibus quatnor, apertura ovata, subampliata; columellae plica distincta“. Auch diese Form hat sich zu einer sich selbst erhaltenden guten Art ausgebildet zusammenlebend mit Neritina balthica und Paludinella balthica auf Tang und Steinen. Sie geht nie in die Flüsse und unterscheidet sich von den nächsten Verwandten in den Flüssen schon ganz äusser- lich durch die derbere Schale, welche als ein Ergebnis des Daseinkampfes mit den Wellen und Brandungen des Meeres aufzufassen sein wird.
Umgekehrt sind aus der folgenden marinen Litorina-Periode der Ostsee, nachdem diese vorüber war und wieder eine stärkere, wenn auch nicht völlige Aussüssung erfolgte, mehrere der Ostsee eigentümliche schalentragende Weichtiere entstanden und bis heut erhalten: Tellina balthica L. aus der Nordseemuschel Tellina solidula Pult, und Mya balthica mihi (die im Lauf der Zeiten eigentümlich entwickelte Ostseeform) aus der Nordsee-Muschel Mya arenaria L. Ebenso eine kleine zierliche Deckelschnecke aus dem Formenkreis der nordseeischen Schnecke Hydrobia ulvae, welche Nilsson Hydrobia balthica genannt hat. Diese drei marinen balthica-species sind gleich den vorgedachten zwei fluviatilen balthica-species durchweg Miniatür-
*) Var. ß ad litora maris balthici, fucis et lapidibus adliaerens, procul interdum ab ostiis fluviorum. a. a. 0. S. 94.