Heft 
(1904) 13
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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formen der betreffenden Nordsee-Tiere, welche niemals in die stark­salzige, ihnen nicht zuträgliche Nordsee gehen.

Wenn ich von der Yoldia-Periode sagte, dass die Ostsee damals eine Verbindung mit dem Eismeer hatte, so will ich hinzufügen, dass die Ansichten über den Verbindungsweg hier auseinandergehen. Früher nahm man allgemein eine Depression in Finland und Russland an. Jetzt sind hervorragende Forscher der Ansicht, dass die Verbindung nach dem nördlichen atlantischen Ozean quer durch Schweden stattfand in der Richtung der südschwedischen Senke aus der Gegend von Gefle und Stockholm über den Wetter- und Wener-See bis zum Kattegat und Skagerag. Hierfür spricht die heut in diesen Seen noch lebende nordische Relikten - Fauna (Credner, Über die Entstehung der Ostsee S. 25).

Die Spuren der mit den Litorinen-Schichten im wesentlichen identischen Scrobicul aria-Schichten habe ich westlich bis zum mecklenburgischen Anteil des Saaler Boddens nahe dem mecklen­burgischen Fischland, binnenwärts des letzteren, verfolgt.

Nach gefälliger Mittleilung des Herrn Professor Wilhelm Deecke in Greifswald ist im Rosental bei dieser Stadt die Scrobicularia-Schicht in 4 bis 5 m Tiefe unterm Gelände durch den um die Erforschung der Gegend wohlverdienten, sehr eifrigen Naturforscher cand. pliil. Klose erbohrt. Dies stimmt mit meinen Beobachtungen vollkommen. Als in den 70 und 80er Jahren die Stromrinne des Ryck zwischen Greifswald und Wieck ausgetieft wurde, um grösseren Seeschiffen, namentlich Dampfern, Zufahrt bis in den Hafen der Universitätsstadt zu gewähren, musste die unter dem Grunde des Stromes liegende Scrobicularia-Schicht ausgebaggert werden und sind ungeheure durchaus unvermischte Massen derselben zu Tage gefördert und Jahr für Jahr von mir unter­sucht worden. Darin fand ich, wie angegeben, nur Altertümer der Steinzeit. Inzwischen haben sich die Verhältnisse des Untergrundes des Ryck-Flusses vollkommen verändert. Meist wird, und zwar schon seit Jahren nur Unrat und von der See bei südöstlichem Winde hinein getriebener Sand ausgebaggert. Dabei quillt aus der beiderseitigen Scrobicularia-Schicht gelegentlich durch die Druckwirkung auch aus dieser noch Material in den Ryck bezw. in die Baggereimer, aber diese wenigen Spuren sind mit neueren und neusten Ablagerungen regelmässig verunreinigt.

Für die Chronologie und die abweichende Stellung der Geologen untereinander hierzu ist der Fund einer Hirschhornhacke nicht ohne Interesse, den Herr Professor Deecke in meiner und Herrn Kloses Gegenwart am 30. Juni 1903 machte. Ich bilde das Stück hier ab, zumal ganz ähnliche Funde steinzeitlicher Herkunft auch in der Mark Brandenburg gemacht sind.