Heft 
(1904) 13
Seite
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54 17. (8. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Die Hacke, Mark. Mus. II. 23 339, ist an der längsten Stelle 11 cm lang, die Durchbohrung ist sehr roh ausgeführt und 1,8 min weit. An der Spitze ist das Stück ausgehöhlt und hat hierin, was sehr archaistisch ist, offenbar ein Steinkeil gesessen. Das kleine Stück wiegt, obwohl einiges abgebröckelt ist, 125 gr. Das ist sehr viel, eine gewöhnliche Hirschhornhacke dieser Grösse wiegt etwa 20 bis 25 gr weniger. Die Schwere ist aber erklärlich, da das Stück mineralisiert, nahezu versteinert ist. Auch dies spricht für ein hohes Alter. Ich kann dies Werkzeug oder diese Waffe nur mit den ältesten parallelen Funden der schweize­rischen steinzeitlichen Pfahlbauten bezw. mit den dänischen Kjökken- möddingen und den schwedischen sogen. Küstenfunden zeitlich in Über­einstimmung bringen. Dies ergibt ein Alter von mindestens 4 bis 5000 Jahren. Professor Deecke hatte die Güte, mir hinsichtlich der Hirschhornhacke unter dem 18. v. M. folgendes zu schreiben:Was die Rosentalartefakte an­

geht, so ist der Kies und Torf mit den Hirsch­resten jünger als die Scrobicularia-Schicht. Wir haben gebohrt; 45 m unter der Ober­fläche liegt erst das Scrobicularia-Niveau. Der Kies mit den Knochen, von denen ich ja in Ihrer Gegenwart ein Stück (die Hirschhornhacke) sammelte, ist eine ganz späte Bildung, nachdem die Litorina-Senkung bereits vorbei war.

Hieraus folgt, dass die kimbrische Flut, wie sie Herr Professor Geinitz schildert, mit der Litorina-Senkung nicht gleichalterig sein kann, dass die letztere vielmehr erheblich älter sein muss. Das schliesst aber nicht aus, dass, wie Geinitz übrigens ja selbst an­deutet, auch in quasi-historischer Zeit grosse Überflutungen mit Land­verlust stattgefunden haben, welche die Bevölkerung der schleswig- holsteinschen, mecklenburgischen und neu vorpom merschen Küsten einschliesslich Rügens zu Auswanderungen veranlassten.

Es ist mir gegen Geinitz erst heut Abend wieder eingewendet worden, dass die Bezeichnung kimbrische Flut nicht auf die Ostsee passe, da die Kimbern (Cimbern) an der Nordsee sassen. Den Namen der Cimbern trägt, wie Täcitus (Germania 37) sagt, eine Völkerschaft, klein an Zahl, aber von grossem Ruhm, von der Gesandte zu Augustus kamen. Das Volk wohnte im äussersten Norden Germaniens am Ozean, nach Plinius und Ptolemäus auf der Nordspitze des nach ihm benannten Cimbrischen Chersonesus, im heutigen Jütland. Hiernach kann man aunehmen, dass die Kimbern auch bis zur nordwestlichsten Ostsee reichten und da bei grossen Sturmfluten die Jütische Halbinsel durchbrochen worden ist, so