Heft 
(1904) 13
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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kann man für die Ostküste Jütlands, Schleswig-Holsteins, Mecklenburgs und Nenvorpommers auch ganz wohl von kimbrischen Fluten sprechen. *)

b) Neue palaeolithische und eolithische Funde habe ich am 14. und 21. v. M. in den tiefen Kiesgruben (jetzt verlassen) der ehemaligen Mörtelwerke in Westend-Cbarlottenburg am Südende der Linden-Allee in 25 bis 30 m Tiefe in den untersten diluvialen Sanden gemacht, welche ich seit mehreren Jahren und zwar als sie noch abgebaut wurden, besucht. Es sind, wie Sie selten, bearbeitete palaeolithische Feuersteine mit primi­tivster Schartung und echte eolitische, die nicht bearbeitet sondern zerarbeitet erscheinen, durch Klopfen und Stampfen. In dem Decksande des Westender Diluvialplateaus bis Fürstenbrunn hin finden sich die bekannten, auch in der Brandenburg^ wiederholt vorgelegten Facetten­steine (von BerendtDreikanter genannnt), welche ihre eigentümlichen scharfen Kanten und täschchenförmigen Ausschliffe dem Sandflug ver­danken. In den älteren Sanden darunter finden sich einzelne grosse Blöcke, die man in der beregten Sand- und Kiesgrube nicht gefördert, vielmehr liegen gelassen hat. An der Sohle dieser Grube finden sich kleinere Steine und grobe Kiesadern, in denen nicht selten einzelne Exemplare der für die unteren Diluvialsande als Leitfossil geltenden Deckelschnecke Paludina diluviana Kunth von mir gefunden wurden. In diesen tiefsten Geröll lagen, 25 bis 30 in unter dem Facettensteine führenden Decksande sind von mir die vorliegenden Eolithe gesammelt.

c) Im übrigen verweise ich bezüglich der Neolithe, Palaeolithe und Eolithe noch besonders auf meine ausführlichen, mit zahlreichen Abbildungen versehenen Mitteilungen in der demnächst erscheinenden Jubiläums-Festschrift II, welcher die seit 1902 gemachten neusten Entdeckungen auf diesem die Palaeontologie und Geologie ebenso wie die Altertumskunde und Urgeschichte des Menschen gleichmässig an­gehenden Gebiete als Nachtrag angeschlossen werden.

IX. Nils Olof Holst: Moränen und Eiszeitbeobachtungen. Om skrifkritan i Tullstorptrakten och de bäda moräner, i livilka den är inbäddad. Sveriges Geol. Undersökn. Ser. C. No. 124. 23 S. 8° Stockholm 1903. Besprochen im Geologischen Central­blatt Jahrg. 1903. In Schonen wird bei Tullstorp Schreibkreide ab­gebaut, die nur aus riesigen bis 850 m langen, 300 m breiten und 15 m mächtigen, im Diluvium eingebetteten Schollen besteht, in denen man Geschiebekies und sogar, bis 0 m tief, Bruchstücke von Hirschgeweihen gefunden hat. Verf. betrachtet seine Ausführungen als Einwurf gegen den Interglazialismus. Die untere Moräne sieht er als Grundmoräne an, die obere dagegen nur als eine aus den unteren Teilen des Inlandeises

*) Vgl. Kaspar Zeuss: Die Deutschen und ihre Nachbarstämme 143, 151,