Heft 
(1904) 13
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18. (10. ausserordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

Die alte historische Stätte Unter den Linden, die mit so vielen denkwürdigen Erinnerungen der Geschichte unserer Hauptstadt ver­bunden war, erwies sich bekanntlich den wachsenden Bedürfnissen einer modernen Kunsthochschule immer unzulänglicher, und es war wohl natürlich, dass man zunächst an einen Umbau des alten Gebäudes dachte. So haben schon im Jahre 1889 die Architekten der heutigen Bau­schöpfung Kayser und von Gross heim ein Projekt nach den Dis­positionen des Herrn Direktors Prof. A. von Werner für das ungefähr quadratische Terrain am Eingang der Linden ausgearbeitet. Von der Ausführung dieses palastähnlichen Baues mit vier ziemlich gleichmässig monumental gestalteten Fronten ist aber nicht weiter die Rede gewesen.

Als dann im Jahre 1896 die Königl. Akademie der Künste, die sich einst stolz die dritte in Europa, die erste in Deutschland nannte, das Jubiläum ihres 200jährigen Bestehens feiern konnte, da tauchte der Gedanke eines Neubaues mit stärkerem Nachdruck auf und zwar in Verbindung mit einem Charlottenburger Terrain, das dicht am Bahnhof Zoologischer Garten gelegen, der Hauptstrasse (Hardenbergstr.) indes nur die Schmalseite als Front darbot.

Auf dieses fiskalische Terrain an der Stadtbahn bezog sich in der Tat auch die damals (20. Mai 1896) ausgeschriebene Konkurrenz für eine Gesamtanlage beider Hochschulen für die bildenden Künste und für Musik. Als Gesamtkosten wurde damals die Summe von 4,200,000 Mk. dem Anschlag zugrunde gelegt. Als Sieger gingen mit dem ersten Preise, ausser Kayser und von Grossheim, noch Baumeister Ad. Hartung hervor.

Es darf wohl als ein Glück betrachtet werden, dass man von jenem nicht völlig geeigneten Terrain bald nachher Abstand nahm und die beiden Hochschulen, räumlich von einander getrennt, an der jetzigen Stelle errichtete, wo eine wirklich monumentale Entwicklung der Haupt­front an einem freien Platze möglich war und wo dem vor allem be­rechtigten Wunsche nach einem grossen Aufwand- von Licht und Luft besser als dort entsprochen werden konnte. Der neu ausgearbeitete Plan jener Architekten, die jetzt definitiv mit der Ausführung (die Baurat Adams leitete) betraut wurden, trennte die Hochschulen nicht nur räumlich, sondern auch künstlerisch. Ja, zu den beiden für sich da­stehenden und auch verwalteten Gebäuden tritt noch als drittes, das gleichfalls mit der Akademie verbundene Institut für Kirchenmusik hinzu: ein Stück nordwärts, gleichfalls an der Hardenbergstrasse gelegen, ein kleines Eckgebäude in romanischen Stilformen aus rötlichem Sandstein errichtet.

Was die von uns zu besichtigende Kunsthochschule nun betrifft, so haben die Architekten eine einheitliche Aussenarchitektur nicht erstrebt,