Heft 
(1904) 13
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Die Schützengilde zu Oderberg i. M.

Am Abend, wenn Ihr je am See gestanden,

Indes die Sonne sich zur Rüste neigt,

Wenn wie ein Scheidegruss aus allen Landen Ein leises Flüstern durch das Röhricht streicht,

In ihren Kiefernwaldes dunklen Bogen,

Im Schatten ihrer Buchenhaine tief,

Da habt Ihr selbst den Geist ja eingesogen,

Der Euch zum Dienste Eurer Mark berief.

Und dass die Heimat vielmal schöner ist,

Viel reicher noch und inniger ihr Leben,

Als Eure Feder, Euer Wort ermisst,

Das haltet fest bei allem Euerm Streben.

So geht ans Werk denn für das künftge Jahr,

Lasst Euch vom Geiste Eurer Mark umwehen!

Ihr seid durch ihn. Und hell und wunderklar Lehrt Euch die Heimatliebe ihn verstehen.

Friedrich Solger.

Die Schützengilde zu Oderberg i. M.

Von Karl Wilke.

Einleitend sei bemerkt, dass um die Wende des XIV. Jahrhunderts im Leben, wie in der Verfassung der märkischen Städte eine bedeutsame Wandlung eintrat, eingreifender vielleicht, als sie uns die Jetztzeit auf­nötigt. Nicht mehr repräsentierten der ackerbautreibende Stadtadel oder die grosskapitalistischen Geschlechter mit ihrem Ritterbrauch die Kraft der Städte, schon fühlten sich die Handwerker, als dritter Stand, Herren der Situation und der Waffen. Der von ihnen bevorzugte Bogen, später die Armbrust, sodann das Feuerrohr erringen Turnierpreise. Um diese Zeit entstehen in allen deutschen Städten die Sebastiansbrüderschaften, die Genossenschaften der Schützen, sagittarii, mit einer festgefügten Ordnung, einer Schiessbahn, bezw. einem Schiesshause und alljährlichen Schützenfesten, die bald Feste des Gemeinwesens werden. Gleich allen anderen Zünften und Innungen, ein Interessenverband von Bürgern zum Schutze ihrer Stadt, welcher lediglich Übung in der Führung der Fern­waffen bezweckte, hatten die Schützengilden von Stadtgewalt und Landesherrschaft abwechselnd protegiert, nur so lange Wert, als eine