Heft 
(1904) 13
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20. (9. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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Hauskatze (Felis domestica Briss) ist*) noch immer zu finden. Ich selbst habe Wildkatzentelle mit 3 bis 5 Mark bei hiesigen Kürschnern noch unlängst verkäuflich gefunden. Als Forstrichter in der Cöpenicker Gegend sind mir in den Jahren 1869 bis 1873 zum öfteren Nachrichten über Wildkatzen aus der Umgegend zugegangen. Es handelte sich aber bei näherer Untersuchung allemal lediglich um verwilderte Haus­katzen, die in der Vogel weit, unter jungen Häschen pp. allerdings auch Schaden genug anrichten. Der Sohlenfleck au den Hinterläufen und alle sonstigen Kennzeichen der echten deutschen Wildkatze fehlten. Die Schädel beider Katzenarten sind verschieden, insbesondere ist die Wildheit des Kuders (Wildkaters) durch den derben Knochenkamm bezeichnet, der der friedlicheren Hauskatze fehlt. Auch der buschige Schwanz mit seiner Ringelung kommt in dieser Weise bei der Haus­katze nicht vor.

Bekmann erwähnt in seiner Beschreibung der Mark Brandenburg Luchse aus der Gegend von Spandau, vgl. Brandenburgs IX, über Wild­katzen aber schweigt er sich aus. Jede Nachricht über diese gefähr­lichen Raubtiere aus unserer Provinz Brandenburg wäre vom höchsten Interesse.

XIX. A. Nehring: Neue Funde diluvialer Tierreste vom Seveckenberge bei Quedlinburg. Sitzungs - Ber. der Ges. naturf. Freunde. Jahrg. 1904. No. 1 (Sonder-Abdruck). Die Gipsbrüche da­selbst enthalten Spalten, die mit diluvialen Ablagerungen ausgefüllt sind. Hierin haben sich in unserm Ehrenmitgliede vom Rektor Dr. Lampe in Quedlinburg zugesendeten Knochenresten gefunden: Alactaga, Sper- mophilus, Lepus, Foetorius eversmanni, Vulpes, Canis aureus var., Hyaena spelaea, Ursus spelaenus, Rhinoceros tichorhinus, Equus caballus ferus, Bison priscus, Cervus euryceros und Cervus tarandus. Diese Tierwelt ist im wesentlichen eine subarktische Steppen-Fauna vom Charakter der heutigen südostrussischen Steppen, entsprechend den dilu­vialen Faunen von Westeregeln, Thiede, Gera, Aussig, Türmitz, Prag etc. Bemerkenswert ist besonders das Vorkommen des Steppeniltis (Foetorius eversmanni) und einer Spielart des Schakals (Canis aureus) bei Quedlinburg.

Ich bin wiederholt gefragt worden, ob sich nicht in den Gips- schloten von Sperenberg bei Zossen dergl. diluviale Knochen finden. Ich habe unter Zuziehung von Geologen, Tier- und Pflanzenkundigen 3 Pflegschaftsfabrten dorthin unternommen, wir haben die Schloten aber nur mit einem dunkelbraunen zähen Letten (Schlämmprodukt des Dilu­viums) ausgefüllt gefunden, ohne Reste von Wirbeltieren darin finden zu können.

) Blasius: Naturgeschichte der Säugetiere Deutschlands S. lt>2flg. u. 107flg