Heft 
(1904) 13
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20. (9. ordentliche) Versammlung des XII. Vereinsjahres.

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XXV. Die geplante Weichbildserweiterung Berlins, für welche ich Magistrats-Dezernent bin, geht selbstverständlich auch unsere Heimatkunde gar sehr au. Ich gestatte mir daher, Ihnen einen genauen Plan vorzulegen, aus dem Sie den Umfang der Einverleibungen ermessen können. Das Gelände des Gutsbezirks Plötzensee (mit Ausschluss der nach Gharlottenburg gravitierenden Strafanstalt) umfasst 175 ha. Da die Grenze in der Forst eine unregelmässige und willkürliche ist, so hat der Magistrat den Herrn Oberpräsidenten, unser Ehrenmitglied von Bethmann-IIollweg ersucht, noch weitere 10Ü ha bis zur sogen. Hinckeldey-Brücke zuzulegen.

Die Berliner Stadtverordneten-Versammlung wünscht aber noch weiter die Einverleibung mindestens der ganzen Jungfernhaide, der bäuerlichen Tegeler Forst, des Hauptteils des Tegeler Sees und seiner Inseln, Marienwerder und Reiswerder (beide militärfiskalisch), Valentins­werder (Besitzer unser Mitglied Herr Paul Haberkern), Baumwerder, Schwarzenberg und Lindwerder (alle unserm Mitglied Dr. Carl Bolle gehörig.)*) Das wären weitere 1702 ha. Dazu soll noch die Halbinsel zwischen dem Tegeler See und dem offenen Havelstrom kommen mit den Ortschaften Tegelort, Jörsfelde und Konradsfelde, sowie mit Teilen der Gemeindehaide Heiligensee, zusammen noch ferner 381 ha. Damit würde Berlin dereiust am Tegeler See und an der Havel liegen. Die Vorteile liegen auf beiden Seiten: Die Stadt Berlin erhielte im wesent­lichen freies Gelände zur Unterbringung von Hunderttausenden von Menschen, andererseits liegt der ungemeine pekuniäre Vorteil der Besitzer des Geländes, meist Forstland, und der kleinen einzuverleibenden privaten Ansiedelungen auf der Hand. Nach keiner andern Seite kann die Reichshauptstadt sich mehr ausgiebig erweitern als wie hier nach Nordwesten. Hoffen wir von der Einsicht und dem Wohlwollen der Behörden, dass sie dem richtigen Vorhaben Berlins entgegenkommen. Zur Vorprüfung der letztgedachten grossen Gebietserweiterungen hat der Magistrat einen Ausschuss eingesetzt.

XXVI. Denkschrift über die Beziehungen zwischen Berlin und seinen Nachbarorten im Aufträge des Magistrats zu Berlin verfasst von Hamburger, Magistratsrat, im Dezember 1903. Gewisser- > massen eine Ergänzung zu dem soeben (No. XXV.) Mitgeteilten. Sie wollen daraus die Schwierigkeiten, ja die Unhaltbarkeit der nachbar­lichen Beziehungen und die Notwendigkeit ersehen, einen erträglichen Modus vivendi mit den Vororten zu finden. Allerdings handelt es sich hier zumeist um die bevölkerten Ost-, Süd- und Südwest-Vororte. Die

*) Die Inseln Valentinswerder (eigentlich der Grosse und der Kleine Valentins­werder) sowie Scharfenberg werden seitens der Brandenburgs unter Führung der Mitglieder Haberkern und Bolle am 7. Juni 1904 besucht werden.