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1. (1. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
waren, auf Altsteinsachen und auf Versteinerungen abgesucht, unter denen ich insbesondere die Deckelschnecke Paludina diluviana Kunth ziemlich häufig in gewissen Horizonten verteilt gesammelt und an das Märkische Museum abgeführt habe. Ich lege Ihnen neu von hier mehrere eolithisch bezw. palaeolithisch bearbeitete, von mir gesammelte Stücke vor, die hoffentlich überzeugend sind.
Ich habe früher drei und noch im Beginn dieses Jahres drei weitere Exkursionen in Begleitung unternommen und ich möchte sagen, von den irgend wie erreichbaren Stücken haben wir wohl jedes einzelne in die Hand genommen und geprüft.
Jetzt ist dort nicht mehr viel anzut'angen, spielende Kinder haben die Feuersteine beschädigt, soweit sie nicht schon beschädigt waren, als die Kiesgrube noch in Betrieb war. Geologisch, insbesondere stratigraphisch kann ihre jetzige Beschaffenheit leicht zu Irrtiimern Anlass geben, denn sie ist bergmännisch gesprochen „verstürzt“, man hat aus oberen Schichten den feineren Sand und alle grösseren Steine hinunter geworfen und damit den eigentlichen „Tiefbau“ wieder zugefüllt. Als ich vor Jahren den Betriebsleiter fragte, warum er denn die Steine wieder hineinwerfen Hesse, sagte er, die Verwertung derselben lohne wegen der Fracht Verhältnisse nicht. Überhaupt würde die Grube auch bald aufgegeben werden, sobald die eigentlich lohnenden gröberen Kiesschichten erschöpft seien. Dies ist inzwischen eingetreten. Grössere Knochenreste sind bei dem Grubenbau hier angeblich nicht gefunden worden.
Da wir uns bei Lösung der Eolithe-Frage auch in der Nachbarschaft umsehen müssen, so benutzte ich die diesjährigen Osterferien, um mich in den Kiesgruben beiderseits der untern Elbe in den Provinzen Hannover und Schleswig-Holstein umzusehen. Mir war schon auf der Karte der Schwarze Berg und der anstossende Bergrücken Hohen-Wehde (auf einigen Karten Hohen-Wedel genannt) dicht bei Stade wegen des beträchtlichen Hervorragens über dem Tal der Elbe und der in diese bei Stade einmündenden Schwinge aufgefallen. Dies veranlasste mich daselbst noch nach Palaeolithen und Eolithen zu suchen, wobei mich mein Sohn, der Assistenzarzt Dr. med. Erwin Friedei, zufällig gerade nach Stade abkommandiert, unterstützte. Meine Erwartungen wurden durchaus gerechtfertigt. In der Nähe liegt der bekannte Urnenfriedhof von Perlberg, mit eigentümlichen, zum Teil glänzenden, an aus Bronze getriebene Gefässe erinnernden Leichenbrandurnen, später niedersächsischer Herkunft.*) Der Schwarze Berg
*) Proben hiervon in den Museen zu Kiel, Hamburg, Berlin und in dem kleinen Lokal-Museum zu Stade, das demnächst in einen besondern Neubau übersiedeln wird. Auf diese Sammlung, welche bislang ganz unzulänglich aufgestellt war, möchte ich, da sie grosse Seltenheiten enthält, hiermit besonders aufmerksam machen.
