1. (1. ordentliche) Versammlung' des XIII. Vereinsjahres.
123
ist gelegentlich des Baus der Bahn Hamburg-Cuxhaven durchschnitten worden und hat in seinen Aufschlüssen ein interessantes Lager diluvialer Meereskouchylien geboten. Herr Professor Dr. C. Gottsehe in Hamburg, der ausgezeichnete Palaeontologe der unteren Elbe, hat diesen Aufschluss beschrieben in seiner Abhandlung „Die Endmoränen und das marine Diluvium Schleswig-Holsteins.“ Teil II. 1898 S. 32 flg. und S. 54. Am Hohen Wedel, der kaum 1 km entfernt ist, sind ebenfalls marine Bivalven gefunden, leider scheint diese Stelle verschüttet und vorläufig unauffindbar zu sein.
Nun fielen mir schon beim Verlassen des Bahnhofs von Stade in den Gärten die grossen Mengen frischaussehender Feuersteine (Ober- Senon, also genau die gleichen wie die Rügenschen Flinte) auf, welche zu kleinen Einfriedigungen, Mauern und Grotten verbaut wurden, namentlich auch die riesigen Feuersteinringe die Puggaard, Geologie der Insel Möen S. 11 Spongia annulus getauft und Ernst Boll, die Insel Rügen S. 81, erwähnt hat, woselbst sie als Ankersteine für Fischernachen und wie in Sassnitz-Crampas so auch in Stade als Blumentöpfe verwendet werden. Je mehr wir uns dem Schützenhause näherten, je mehr nahm die Menge zu, sodass ich dachte, in der Nähe müsse ober- senonische Kreide mit Feuerstein-Schichten anstehen.*) Dies ist aber nicht der Fall, vielmehr sind die in der Tat überraschend ausgiebigen Schichten von losen Feuersteinen in der hier seit vielen Jahren angelegten grossen Kies- und Sandgrube lediglich als Diluvial-Gerölle bezw. -Geschiebe anzusprechen. Die Grube ist bis ca. 30 m aufgeschlossen und befinden sich hier gerade besonders im tiefsten Horizont in einem förmlichen Lager von Feuersteinen auch solche, welche deutliche Spuren der Zerarbeitung durch Menschenhand aufweisen, eolithische Kultur, aber im Interglaziär. Die meisten der Feuersteine hier (wie fast überall in ähnlicher Örtlichkeit) sind schon „im unverritzten Gebirge“ in der anstehenden abgestochenen Wand beschädigt; beim Abgraben, Herausfallen und Fortwerfen — die Flinte sind nämlich recht lästige, wenig gern gesehene Beigaben — werden sie selbstverständlich, namentlich so lange sie noch von der Bergfeuchtigkeit durchzogen sind — wiederum vielfach verletzt, sodass es recht schwer fällt, gute, für eine öffentliche Sammlung geeignete Stücke zu gewinnen. Ich lege Ihnen nunmehr einige bessere vor, darunter eine Knolle mit Absplissen, welche sehr an die von Prof. 0. Jaekel ans Freyenstein, Westprignitz, produzierten, Ihnen vom Augenschein her wohlbekannten Eolithe erinnert.
*) Nordwestlich von Stade ist auch in der Tat diese Kreide als Durchragung durch jüngere Schichten anstehend, auch abbauwürdig aufgefunden und rühren nach meiner Überzeugung die Feuerstein-Lager am Hohen Wedel von in der Nachbarschaft vorhanden gewesenen, in der Quartärzeit zerstörten Kreideschichten her.
