1. (1. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereins]ahres.
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er nach, dass einzelne Eigenarten des deutschen Landes vollständig verschwinden, wenn nicht noch in letzter Stunde Mittel dagegen gefunden würden. Besonders ist der deutsche Wald gefährdet; haben doch einzelne Gebiete, wie das Königreich Sachsen, auch nicht einen einzigen natürlichen Wald mehr, der überall durch den rationellen Forstbetrieb ausgerodet wird. Von grossem Eindruck war der Vortrag des letzten Redners, des Freiburger Nationalökonomen Professor Dr. C. Joh. Fuchs, der in einer glänzenden, tief durchdachten Rede von seiner Wissenschaft aus die Mythe zerstörte, dass . die Vernichtung des Landschaftsbildes von der volkswirtschaftlichen Entwickelung geboten wäre. An dem bekannten Beispiele der Laufenburger Stromschnellen, einer in ganz Europa einzig dastehenden Naturschönheit, legte er dar, wie wenig sich Technik und Schutz der Landschaft entgegenständen. Nicht die Technik als solche sei die Feindin unsrer Heimat, sondern die rücksichtsloseste Gewinnjagd einzelner. Auf Grund staatsrechtlicher Vorgänge der letzten Jahre forderte Fuchs, dass — wenn schon eine grosse Ausbeutung von Naturkräften angebracht sei — diese der Allgemeinheit und nicht den Taschen einiger weniger Nutzen bringen dürfe. Nach diesem Vortrag, der die gespannteste Aufmerksamkeit der Zuhörer bis zum Schluss fesselte, wurde der Bund „Heimatschutz“ ohne Widerspruch von der Versammlung beschlossen. Der Entwurf eines vorläufigen Statuts wmrde ebenfalls ohne Widerspruch angenommen. Als Vorsitzender ist Professor Schultze- Naumburg gewählt. Weiterhin wählte die Versammlung in den Vorstand: Staatsminister Freiherrn von Feilitzsch-Bückeburg, Robert Mielke- Charlottenburg (als Geschäftsführer), Baurat March-Berlin, Oberbaurat Schmidt-Dresden (als Beisitzer), Prof. Conwentz-Danzig, Geh. Regierungsrat Prof. Henrici-Aachen, Prof. Theodor Fischer-Stuttgart, Professor Dr. Fuchs-Freiburg, Stadtbauinspektor Rehorst-Halle a. S., Direktor Prof. Dr. J. Brinckmann-IIamburg und Kurat Frank-Kaufbeuren, als Gruppenleiter. Die Geschäftsstelle ist Charlottenburg, Rönnestrasse 18.
XVI. Gesamtverein für Volkskunde. U. M. Herr Robert Mielke, welcher die Brandenburgs bei Konstituierung dieser neuen Vereinigung vertrat, berichtet darüber folgendes:
Ein Zusammenschluss aller Deutschen Vereine für Volkskunde ist am 6. April in Leipzig angebahnt worden durch die Initiative des hessischen Vereins für Volkskunde, besonders seines Vorsitzenden, Prof. Dr. Strack in Giessen. Es fanden sich in der Universität zusammen Vertreter des Vereins für Volkskunde in Berlin, der sächsischen, bayerischen, brandenburgisclien, pommersehen, schlesischen, hannoverschen, hessischen Gesellschaften, der Berliner Gesellschaft für Anthropologie u. a. Vereinigungen, die nach längerer Besprechung die Gründung eines gemeinsamen Verbandes beschlossen und den hessischen Verein als Vorortgesellschaft, Prof. Dr. Strack als Vorsitzenden erwählten. Die Herausgabe eines Korrespondenzblattes und die nächste Zusammenkunft in Hamburg 1905 in Gemeinschaft mit dem dort tagenden Philologentage wurde ebenfalls in Aussicht genommen. Das Hervortreten historischer und philologischer Tendenzen gaben dieser Tagung ein gewisses einseitiges Gepräge, das im Interesse wissenschaftlicher
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