Heft 
(1904) 13
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1. (1. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Forschung gewiss warm zu begrüssen ist. Eine wenn auch noch so geringe Beachtung der heimatkundlichen Bestrebungen, die doch erst als Vorläufer allen diesen Vereinigungen den Weg gebahnt haben, würde indessen gewiss beruhigendere Ausblicke für die Zukunft des neuen Bundes , gestatten, als es das einseitige Betonen der rein wissenschaftlichen Volks­kunde aufnötigt. Es ward ein treues Zusammenhalten der verbündeten Vereine und ein weitgehendes Verständnis wissenschaftlicher und volklicher Volkskunde bedürfen, wenn sich der Verband entfalten soll. Jedenfalls ist eine Verkoppelung mit dem Philologentage, wenn sie auch rein äusserlicher Natur ist, bei dem geschichtlich gewordenen Misstrauen gegen diese Wissen­schaft ein taktischer Fehler gewesen. Möge er vereinzelt bleiben und nicht weiterhin zu einer Vereinsamung des Verbandes führen, die im Interesse unserer Volkskultur zu bedauern sein würde.

XVII. Zur Rolandschau.Roland in Schimpf und Ernst (Schimpf soviel als Scherz). Unter diesem Titel berichtet der Univ.-Prof. Pr. Fr. Jostes zu Münster i. W. in der Ihnen vorliegenden Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde. 1. Jahrg. 1904, 1. Heft (Elberfeld) S. 636 interessantes über die volkstümliche Bedeutung gewisser Rolandfiguren auf dem Lande und in den kleinen Städten namentlich Niedersachsens. Die Rolandfigur, um 1S40 zu Garding im Eiderstedtschen angefertigt, habe ich am Sonnabend vor Ostern mit lebhaftem Interesse in dem neuen schönen Städtischen Museum zu Altona betrachtet. Wer beim Stossen mit der Stange die am rechten Ellbogen befestigte Stange nicht trifft, sonst aber die Figur berührt, den schlägt diese mit dem in der linken Hand befestigten Aschenbeutel, sodass er bestäubt wird. Hier ist also Roland das populäre Symbol der Ritterschaft und der Reitkunst. Vgl. Fort­setzung unter Nummer XXIII.

XVIII. Zur Kunde dertoten Männer teilt u. M. Professor Dr. Eckstein unter dem 11. d. Mts. nachstehendes mit:

' Zu Seite 392 des XII. BandesReckins Grab darf ich Ihnen mitteilen, dass die Sitte Reiser auf ein Grab im Walde zu werfen auch in der Provinz Sachsen herrscht. In der Letzlinger Heide wurden mir im Vorjahre etwa 25 Schritt abseits vom Wege drei Haufen trocknen Reisigs gezeigt, die zur Erinnerung an den Mord dreier Kinder in der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgetürmt worden waren. Die Tat war durch einen Hirten au dieser Stelle begangen. Einzelheiten sind vergessen, aber keiner der vorbeikommenden Bewohner des nahen Dorfes unterlässt es im Vorbeigehen an die Stätte heranzutreten und einen dürren Zweig oder Ast auf einen der Haufen zu werfen.

Herrn Rektor Otto Monke, dem Chronisten und Schützer der Toten Männer, dürfte diese Mitteilung herzerfreuend sein.

XIX. Archiv für Religionswissenschaft unter Mit-Redaktion von IT. Usener, H. Oldenberg, C. Bezold, K. Th. Preuss heraus-