Heft 
(1904) 13
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2. (1. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Bei einem Besuch des Gesundbrunnens auf dem Galuschkischen Grund­stücke Ecke der Badstrasse, am 30. v. Mts., fanden wir, Herr Rektor Otto Monke und ich, dass dort die eigentliche Panke ganz zugeschüttet ist und die Ufer des ehemaligen Papiermühlengrabens, der jetzt der Panke als Fliess dient, derartig aufgehöht sind, dass leider diese noch vor 50 Jahren wohl kenntlichen Konchylienschichten unauffindbar er­scheinen. Auch hier auf dem Killischsehen Grundstück sind, wie Sie er­sehen, die linksseitigen Pankeufer so aufgehöht, dass Nachforschungen nach alten Ablagerungen aussichtslos sein würden. Dagegen bemerken Sie, mehr nach der Brücke am Treffpunkt der Schönholzer- und Linden­strasse zu, auf dem jenseitigen rechten Ufer, einen weisslichen Boden­strich über dem Wasser der Panke, die heut infolge der Regengüsse in letzter Zeit sehr angeschwollen ist, und Sie würden bei niedrigeiem Wasser eine handhohe dergleichen Schicht bemerken, die aus einer Art Seekreide *) besteht, gebildet aus zahlreichen kleinen, meist zerdrückten Süsswassermuscheln und Schnecken, welche dem Altalluvium anzugehören scheinen und auf wesentlich andere Niveau- und Uferverhältnisse, auf eine ruhigere Stromausbuchtung und damit auch auf andere biologische Verhältnisse und Vorgänge, als sie jetzt in und an der Panke vorhanden sind, zu deuten scheinen. Ich habe dies früher unbekannte Konchylien- lager vor etwa zwei Jahren entdeckt.

Zugleich können Sie auf dem rechten Ufer der Panke die traurigen Abholzungen, welche der Forstliskus dort wegen baulicher Ausnutzung und wegen Verkaufs von Baustellen höchst bedauerlicher Weise ausführen lässt, bequem überschauen. Allerdings handelt es sich dort nur um vernachlässigten Kiefernwald auf magerm sandigem Boden. Hier auf dem linken Pankeufer ist milderer reicherer Boden mit Mischwald, Kiefern und Rotbuchen, vorhanden gewesen und wenn auch die meisten der schönen auf dem Killischsehen Grundstück stehenden Buchen nach Mitteilung des heut unsern Führer abgebenden, seit 37 Jahren hier tätigen Herrn Obergärtners Wolf erst in den 50er Jahren von ihm selbst ge­pflanzt sind, so sehen Sie doch an dem üppigen Wuchs von Fagus silvatica, dass dieser Lieblingsbaum der Germanen hier wie in dem be­nachbarten Königl. Schlossgarten zu Nieder-Schöuhausen, wo ganz ähnliche Bodenverhältnisse herrschen, freudig gedeiht. Dasselbe gilt von den alten herrschaftlichen Parks im benachbarten Französisch Buch­holz, die ich mit Herrn Rektor Monke, am 30. April d. J. ebenfalls besichtigte, wobei wir leider ebenso erfuhren, dass dui'cli dieselben Strassen gezogen werden sollen, um Baustellen zu gewinnen. So wird in wenigen Jahren von der alten Baumpracht in den Parks nördlich von

*) Vgl. meine Mitteilung überSeekreide in und am Scharmützelsee bei Storkow, Brandenburgia VII, S. 378.