Heft 
(1904) 13
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2. ( 1 . ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Helix pomatia habe ich auf dem Tempelhofer Berg in Berlin gefunden; sie kommt auch bei der Kirche in Tempelhof vor und mag von den Tempelherreu-Mönchen als Fastenspeise eingeführt worden sein. Fräulein Rönnebeck, Tochter unsers verehrten Schatzmeisters, teilt mir mit, dass Helix pomatia auch noch weiter in Berlin in den Gärten der Koloniestrasse nahe der Panke lebend vorkommt. I)a diese Gärten stromabwärts von Pankow liegen, so liegt die Vermutung sehr nahe, dass die Tiere, die übrigens wegen ihrer Gefrässigkeit namentlich dem Salat gefährlich sind, von liier aus nach Berlin ver­breitet worden sind.

Betreffs der Geschichte des schönen Parks, in dem wir uns be­wegen, bitte ich nunmehr Herrn Rektor Otto Monke das Wort zu er­greifen.

Herr Monke teilte hierauf folgendes mit:

Wir sind heut in diesem Park gewissermassen Jubiläumsgäste; denn vor genau 50 Jahren, im Jahre 1854 wurde das Terrain, auf welchem bald darauf das Schloss erstand, von dem Begründer und Ver­leger der Börsenzeitung, dem Baron Killisch von Horn, für den Preis von 20 000 Thaler angekauft. Wie das Gelände damals beschaffen war, zeigt uns ein Blick auf die jenseits der Panke gelegene Schönholzer Heide, ein getreues Abbild des Wüstengebietes am linken Pankeufer, auf welchem wie einst der Fürst Pückler den Branitzer Park bei Cottbus Killisch von Horn das Paradies erschuf, welches das Schloss umgibt.

Wo heut der Ostflügel des Schlosses steht, befand sich vor 1854 eine Papiermühle, deren ursprüngliche Anlage bereits 50 Jahre früher vorhanden war. Die erste Papiermühle wurde von dem Engländer Pickerin eibaut; sie brannte um 1829 nieder, wurde aber dann von dem Buchbindermeister Kühne, der das Mühlengrundstück erworben hatte und dessen Firma noch heut in der Breiten Strasse in Berlin floriert, neu erbaut.

Die Produktion nahm unter der Leitung Kühnes einen neuen Auf­schwung; die Mühle bot damals etwa 60 Arbeitern Beschäftigung und gab also der zu Spechthausen, in welcher nach Bratring anno 1804 71 Werkmeister und Arbeiter tätig waren, nur wenig nach.

Im Frühjahr 1839 aber erlitt die Pankower Papiermühle einen zweiten ernstlichen Unfall. Ein starker Gewitterregen, welcher die noch lagernde Schneedecke schnell zum Schmelzen brachte, rief im Panke- gebiet eine Überschwemmung hervor, welche die vom 14. April 1902 noch erheblich übertraf. Es wurde nicht nur die Schönholzer Brücke stark beschädigt, sondern die Fluten rissen auch das Wasserrad der Papiermühle mit fort.

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