Heft 
(1904) 13
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4. (3. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Waschmaschinen aufgestellt sind. Eine solche stellt eine Trommel aus Eisenblech vor, in welcher eine zweite Trommel steckt. Letztere nimmt die Wäsche auf, und ihre Wände sind durchlöchert, so dass da§ Wasser eintreten kann. Beide Trommeln werden um ihre Achse gedreht. Nach der Wäsche werden die Sachen geblaut und kommen dann in das obere Stockwerk, wo sie auf grossen Dampfmangeln nicht blos getrocknet sondern auch gleich gerollt werden. Diese Maschinen stellen die Haus­haltungswäsche fertig; die feinere Wäsche wird in einem besonderen Raum geplättet. Auf einer grossen heissen Trommel endlich werden die Gaidinen zum Trocknen aufgespannt. In einem letzten Raum endlich sitzen die Sortiererinnen, welche mit Hülfe der eingenäbten Zeichen die fertige Wäsche wieder für den Rücktransport zusammenstellen. Der Seifengeruch, welcher in dem ganzen Gebäude herrscht, bezeugt auf das deutlichste, dass ganz allein reine Seife verwandt wird. Herr Loth hatte selber überall in liebenswürdigster Weise die Führung übernommen.

Der Weg führte nun weiter über die hohe Spreebrücke in die Alt- Stadt, wo wir im Restaurant zum Dampfschiff einkehrten und unter den schattigen Bäumen Kaffee tranken.

Das nächste Ziel war die Stadtkirche, in welcher Herr Maler Kutschmann die Erklärung abgab. Die Emporen sind in halber Höhe der Längswände angebracht, und weil nun dadurch die Decke zu niedrig erscheint, hat man sie mit blauer Farbe gestrichen, und in der Tat hierdurch die Täuschung erweckt, als ob sie höher über den Emporen emporragte. Der Altar ist mit drei schönen Bildern geschmückt, und über ihm ist die Kanzel angebracht, so dass der Geistliche von allen Plätzen der Kirche zu sehen ist.

Von hier wanderten wir die Schlossstrasse weiter und an dem Neubau des Rathauses vorüber nach dem Schloss. Das Rathaus ist aus roten Ziegeln erbaut; an seiner einen Ecke ragt ein hoher Turm in die Höhe und seine Front ist mit einem breiten Stufengiebel geziert. An passenden Stellen sind grüne Glasurziegeln eingefügt.

Das Schloss endlich liegt auf der südlichen Spitze der Insel, welche die Alt-Stadt trägt, und diese Spitze ist noch durch einen Graben von der Hauptinsel abgetrennt worden. Durch ein hohes Portal betritt man den Schlosshof. Links und rechts neben dem Tor stehen zunächst einige niedrige Häuschen und dann folgen an den beiden Längsseiten das Schloss bezw. die Schlosskirche. Der freie Platz hinter dem Tor ist geschmückt mit einer Büste Friedrichs des Grossen und dem Medaillonbild Heckers. Die vierte Seite endlich ist offen und hier liegt der Park, welcher sich bis zum Ufer hin erstreckt.

Auf dem Schlosshof begrüsste Herr Seminardirektor Renisch die Gesellschaft und übernahm die weitere Führung. Es wurde zunächst die Schlosskirche besichtigt, deren Inneres ein einfacher Raum fast