Heft 
(1904) 13
Seite
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178 6. (4. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

Indem ich die Mitglieder und Gäste der Brandenburgia auf diesem Eiland herzlich willkommen heisse, erfülle ich gern den mir von unseren verehrten Herrn Vorsitzenden, dem Geh. Regierungs- und Stadtrat Friedei erteilten Auftrag, Ihnen über Entstehung und Werdegang der Iusel Valentinswerder soweit dies durch Überlieferung, Vermutung undUrkunden möglich ist, Mitteilung zu machen. Ich möchte Sie aber im voraus um Ihre freundliche Nachsicht bitten, wenn Ihre Erwartungen durch das Mitgeteilte nicht befriedigt werden sollten.

Die Inseln im Havelstrom verdanken ihre Entstehung Ablagerungen, welche durch die verschiedenen Strömungen im Flussbette selbst und durch Alluvien sich gebildet. Auch die Insel Valentinswerder soll in dieser Weise in grauer Vorzeit entstanden sein. Durch prähistorische Funde von verschiedenen Werkzeugen von Feuersteinen, als Hammer, Stemmeisen und Messer ist festgestellt, dass auch Menschen darauf ge­lebt haben müssen. Letzterer Umstand wird auch dadurch bestätigt, dass viele menschliche Gerippe, die vollständig verkieselt, gelegentlich ausgegraben worden sind. In dieser Beziehung dürfte aber auch das Gutachten eines Sachverständigen, wie es unser veehrter Vorsitzender, Herr Geh. Rat Friedei ist, von Bedeutung sein. Dieser Sachverständige besuchte die Insel vor 25 Jahren und sein Findertalent liess ihn auch einen Scherben entdecken, der in dem Verzeichnis des Märkischen Museums in Berlin als Teil einer Urne, auf Valentins werder, alter Be­gräbnisplatz der Wenden, gefunden durch Stadtrat Friedei, aufgeführt worden ist.

Über die Bezeichnung der Insel als Valentinswerder hat sich bestimm­tes nicht ermitteln lassen. Der Sage nach soll zu Anfang des 18. Jahr­hunderts dort ein Mann dieses Namens gehaust haben, der durch seine Kenntnis der Pflanzen als Wunderdoktor für Menschen und Vieh ge­wirkt und sich eines grossen Rufes erfreut haben soll.

Die ersten urkundlichen authentischen Nachrichten über die 1746 Insel Valentins werder stammen aus dem Jahre 1746. In diesem Jahre fanden Verhandlungen zwischen der hochgrundlichen kur­märkischen Kriegs- und Domänen-Kammer wegen Überlassung der Inseln Eis werder und Valentins werder an den steuermärkischen Kolonisten Philipp Schupfer und dem Amte Spandow statt. Das Amt Spandow macht der p. Kammer Vorstellung, dass der betr. Kolonist ein dem Trünke ergebener Mann und es nicht an­zuempfehlen sei, demselben die Insel zum Ausroden des Baum­und Strauchwerkes und zur Urbarmachung zu überlassen, da die Insel ja vom Wasser rings umgeben und er das Festland nur mittels eines Kahnes erreichen könne, wobei die Gefahr vorhanden, dass er bei dieser Gelegenheit in seiner Trunkenheit leicht ersaufen könne. Es blieb aber bei der Entscheidung der