7. (5. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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Schauspiel in fünf Akten, nach einer märkischen Sage*) mit Wärme und Geschick verherrlicht hat. Die Königl. Hofschauspielerin Frau Nuscha Butze trug uns das Drama am 13. Januar 1897 künstlerisch vollendet im Ständehause vor. Seither sind Aufführungen in Sigmaringen und Potsdam erfolgt; in Berlin noch nicht und doch ist ja gerade hier die eigentliche Stelle für Aufführung der Dichtung, deren natürlichen Boden wir heute betreten. Die vielen volkstümlichen Szenen empfehlen das Drama als ein im grösseren Stile aufzuführendes Yolksstück und erlaube ich mir deshalb es vornehmlich dem Herrn Schulrat Dr. Stier, als dem Veranstalter volkstümlicher Schauspielaufführungen, zur Beachtung zu empfehlen.
Das Stück spielt unter Johann Georg (1571—98). Die drei Brüder sind Goldschmiede und heissen Leuthinger. Auch der Name, den der Kurfürst ihnen bei der Erhebung in den Adelstand verleiht, „von der Linde“, kommt in der Heiligen Geistkirche selbst vor, nämlich der Landschaftssekretär von der Linde, als Stifter einer der Bildtafeln, die Sie alsbald in Augenschein nehmen werden. **)
Über die Sitte und Sage von den verkehrt gepflanzten Bäumen, den sogen. Gertrudslinden u. dgl., habe ich in der Brandenburgia öfters berichtet,***) so dass ich darauf verweisen kann. Vielleicht haben die zwecks Herstellung schattiger Gänge stark beschnittenen und in Folge dessen mit knorrigen, wurzelartig geformtem Astwerk ansgestatteteu Linden, unter denen sowohl für die Heiligen Geist-Hospitanten wie für die Garnison an schönen Sommertagen Gottesdienst abgehalten wurde, zu der Sage äusserlich Anlass gegeben, zumal sich drei dieser sogen. Verkehrtlinden, wie aus alter Abbildung ersichtlich, sich noch lange erhalten zu haben scheinen, als ihre Genossen bereits vertrocknet waren. In wie fern weiter noch auf die Sage von den drei Brüdern die drei Totenschilder von drei Mitgliedern der Familie Halkan (Holkanne, Helkanne) mit Anlass gegeben haben mögen, bemalte schildförmige Holztafeln, die bis zur Überführung in das Märkische Museum hier an der Wand als uralte Erinnerungszeichen hingen, lasse ich dahingestellt sein.****)
Hierauf folgte der Vortrag des Herrn Kustos Buchholz über das Hospital und die Kirche zum Heil. Geist in Verbindung mit der Entstehung der Stadt Berlin.
*) Letzte Bearbeitung (Keg. London Stat. Hall) Berlin 1903, Felix Bloch Erben. Dieselbe wurde im'Druck heut vorgelegt.
**) Vgl. die Beschreibung Borrmanns im Verzeichnis der Bau- und Kunstdenkmäler Berlins 1893 und meine Nachricht Brandenb. V. S. 403.
***) Vgl. Jahrg. V. 269. 284, besonders 400—405, VI. 27 und IX. 90.
***+) z u vergleichen meine ausführlichen Mitteilungen Brandenburgia V. 402 und 403.