Heft 
(1904) 13
Seite
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7. (5. ausserordentliche Versammlung) des XIII. Vereinsjahres.

Da die Geistlichkeit von vornherein an der Verwaltung dieser Hospitäler Anteil hatte, so wurden sie auch gleich mit einer Kapelle verbunden, deren Baukosten aus milden Gaben bestritten wurden.

Das ist alles, was sich beim Mangel von Urkunden über die Entstehung des Hospitals zum Heil. Geist und der zugehörigen Kapelle sagen lässt.

Es bleibt noch dabei zu erklären, wie dies Hospital nicht, wie andere, ausserhalb, sondern innerhalb der Stadtmauern zu liegen kam. Die ursprüngliche Stadt Berlin nahm nur die Hälfte der späteren Fläche ein. Die Grenze ging, wie auf dieser Skizze rot angedeutet ist, von der Spree aus im Zuge der kleinen Stralanerstrasse und der Südseite der Klosterstrasse und bog dort, noch bevor sie die Königstrasse erreicht hatte, nacli der unteren Spree zu ab, so dass sie gerade noch die Königstrasse von der Jüdenstrasse bis zur langen Brücke einschloss. Das Heil. Geist-Hospital lag daher in angemessener Entfernung vom damaligen Spandauertor.

Zwischen 1260 und 1270 wurde aber die Stadt, dem weiteren Andrang Von Kolonisten entsprechend, bis zur heutigen neuen Friedrich­strasse erweitert, in deren Zuge ein doppelter Wallgraben angelegt wurde. So blieb das Hospital zwar innerhalb der Wälle, aber doch im äussersten Winkel der Stadt liegen.

Wenn wir nun der Frage näher treten, wann diese kleine Kirche erbaut sein kann, so muss daran festgehalten werden, dass im Spreegau vor der Entdeckung und Nutzbarmachung des Rüdersdorfer Kalklagers nur mit Lehm als Bindemittel und nur mit Feldsteinen als Material Mauerwerk errichtet worden ist. Wir können deshalb aunehmen, dass die' erste Stadtbefestigung Berlins nur aus Wallgraben und Holz- Pallisaden bestand und dass die ersten Bauten also auch die Heil. Geist- Kapelle, nur aus Holz und Lehm, allenfalls auf einem Unterbau von Feldsteinen und Lehm hergestellt wurden.

Als während der Mitte des 13. Jahrhunderts durch die mit den Kolonisten und Mönchen ins Land gekommenen Baumeister das Ziegel­brennen und die gotischen Baukunst-Formen hier eingeführt wurden, auch der Bezug von Kalk aus Rüdersdorf durch bessere Verkehrswege erleichtert war, nahm hier der Städtebau eineu gewaltigen Aufschwung. Sämtliche Städte des Spreegaus bis an die Oder hin entstanden in dieser Zeit, weil es nun leichter war, feste Sicherheitsmauern, Rat­häuser, Kirchen und Wohnhäuser zu errichten.

Natürlich kann man nicht annehmen, dass nun gleich die bestehenden hölzernen und Lehmstakwerk-Bauten abgebrochen und durch gemauerte ersetzt wurden. Deshalb wird auch die ursprüngliche Kapelle zum Heil. Geist unberührt weiter bestanden haben, bis der grosse Brand,