8. (8. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
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Stadt Cottbus feierte, die mit ihren Kirchen, Türmen, Wällen und Gräben an das Mittelalter erinnere, die aber als Fabrikstadt eine durchaus moderne Stadt sei, sie schliesse sich aber auch auf das engste an die wissenschaftlichen Bestrebungen der Zeit an, denn es habe sich hier soeben ein Verein für die Geschichte der Stadt Cottbus begründet. Hierauf sprach Herr Geheimrat Friedei und begrüsste die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde, welche für die Brandenburgia nicht bloss eine treue Schwester, sondern immer ein verehrungswürdiges Vorbild gewesen sei. Ihm folgte auf der Rednerliste Herr Direktor Weineck-Lübben, der auf die Brandenburgia toastete. Während der Tafel wurden von der Tischgesellschaft zwei heitere Lieder gesungen; das erste war von Herrn Lehrer Ewald Müller gedichtet und bezog sicli auf die Stadt Cottbus und das zweite war das Hallstadtlied von dem verstorbenen Dr. Kade. Während der Tafel überreichte Herr Professor Jentsch den Herren der Tafelrunde einen zierlichen Bronzekelt, den die Niederlausitzer Gesellschaft zur Erinnerung an den Tag gestiftet hatte.
Nach der Mittagstafel begann der Rundgang durch die Stadt. Der Weg führte zunächst den Spremberger Wall entlang und dann durch die Judenpforte in die Münzstrasse; hier ist noch ein ansehnliches Stück der Stadtmauer erhalten mit den Weichhäusern und dem Münzturm, ausserdem sind mehrere kleine Häuschen förmlich in die Stadtmauer hineingebaut. Die Wallpromenade, mit schattigen Bäumen bepflanzt, umzieht die eine Hälfte der Stadt. Man blickt von einem hohen Wall hinab auf kleine Nvohlgepflegte Gärten, die in dem alten Stadtgraben angelegt worden sind. Hier steht auch das Kriegerdenkmal, eine hohe Säule mit der Viktoria auf ihrer Spitze und mit vier allegorischen weiblichen Figuren an ihrem Sockel. Auf der Südseite der alten Stadt ziehen sich die Anlagen an den Ufern der Spree entlang und erhalten durch das Wasser einen ganz besonderen Schmuck. Auf der einen Seite erhebt sich aus ihnen das Landgerichtsgebäude. Es steht auf einem 20 m hohen künstlichen Hügel, welcher in alter Zeit eine Burg und in neuer Zeit ein Schloss trug. Von der alten Burg ist noch der untere Teil des Bergfriedes übrig geblieben, welcher einen modernen Aufbau erhalten hat. Von der Brücke hat man einen sehr hübschen Blick auf die Gebäude des Elektrizitäts-Werkes, das mittelst TurbineiH!getrieben wird.
An den Rundgang durch die Stadt schloss sich der Besuch der Oberkirche und der Klosterkirche. Uber den Bau der ersteren fehlen alle Akten. Sie ist eine lange, schmale, hohe dreischiffige Halle mit sehr schönem Altarraume, dessen Umgang durch ein modernes schmiedeeisernes Gitter abgeschlossen ist. Der Altar selber ist ein hoher Sandsteinbau, der sich nach oben pyramidenartig verjüngt. Auch über den Bau der Kloster- oder Wendischen Kirche fehlen die Akten.