Heft 
(1904) 13
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Eingemauerte Segenssprüclie in mittelalterlichen

Bauwerken

von Oberlehrer Dr. Muchau-Brandenburg.

In den hohlen Turmknöpfen, welche dein Kreuz auf unseren Kirchen Halt und Stütze geben, pflegen wir seit Jahrhunderten allerlei schriftliche Andenken an die Erbauung des Gotteshauses oder an seine Krönung durch das Kreuzessymbol zu verschließen, damit spätere Geschlechter bei einer Reparatur hierdurch von ihren Altvorderen Kunde erhalten. Nicht nur die Abschrift der betr. Urkunde, auch Zeitungen und gleichzeitige Broschüren, auch selbst Geldstücke werden zu diesem Zwecke verwendet. War dies auch schon im Mittelalter der Fall? Wohl kaum. Hie Gründungsurkunde oder eine Abschrift derselben wurde wohl niemals, in einer Kapsel verschlossen, dem Gebäude durch Einmauerung einverleibt, sondern eine Tafel von gebrannten Ziegeln gab gewöhnlich neben dem Portale den späteren Enkeln Kunde von der vollzogenen Erbauung. Fand nun im Mittelalter überhaupt keine Einmauerung irgend welcher Urkunde statt? Diese Frage sollen die folgenden Zeilen ergründen helfen, indem die in der alten Chur- und Hauptstadt Brandenburg vorhandenen lnschriften daraufhin geprüft werden sollen*). Selbstverständlich wird mir jede Meinungsäußerung aus dem Leserkreise, die zur Lösung dieser ebenso interessanten als schwierigen Frage beitragen kann, willkommen sein.

Überblicken wir die hier in Brandenburg an mittelalterlichen Gebäuden Vorgefundenen Urkunden und Inschriften, so lassen sich dieselben in folgende 8 Klassen teilen:

I. Gründungsurkunden an den Wandflächen.

1. Katharinenkirche. 1401.

2. Mühlentorturm. 1411.

3. Bischofshof. 1405.

*) Vergleiche hierüber meinen Artikel imRoland 1901. No. 19 und 20.