Heft 
(1904) 13
Seite
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Eingemauerte Segenssprüche in mittelalterlichen Bauwerken.

4. Saiderische Schule (aus dem Bischofshof entstanden) 1580.

5. Pie leider nicht gleichzeitige, sondern aus der Reformations­zeit stammende Urkunde (1574) über die Gründung des Pauliklosters (1286) an der Südwand des Chors.

II. Wandinschriften, welche in Form eines Spruches den Eintretenden über die Bedeutung des Gebäudes und seiner Bewohner aufklären.

1. Wandspruch im Hauptflur (?) des Pauliklosters (Worte des hl. Hieronymus).

2. Säuleninschrift in der Nikolaikirche.

3. Psalmeninschriften im Chor der Paulikirche.

III. Eingemauerte Segenssprüche, welche dem Gebäude dauernden Bestand sichern sollen.

1. Inschrift auf einem Ziegelstein des Steintorturmes.

Daß zwischen diesen Klassen I bis III ein innerer Zusammenhang und gedanklicher Fortschritt besteht, ist so hoffe ich jedem Leser leicht verständlich. Neben der von außen lesbaren rein schematischen Urkunde an der Frontseite (I) erscheint zuweilen ein das Wesen des Gebäudes erläuternder Spruch an einer Innenwand (II); doch geht der Zweck derartiger Sprüche über die bloße Belehrung des Beschauers und die Aufmunterung Gott zu loben (Psalmeninschriften der Pauli­kirche (II, 3), die auch bei neueren Kirchenbauten oft verwendet wird (Bibelsprüche der Friedenskirche zu Potsdam), oft weit hinaus; die ernste Inschrift an der Flurwand des Pauliklosters (II, 1), die jedem ins Gewissen rief, daß er nur lebe, um zum Gericht zu kommen, übte mit ihrer herzerschütternden Wucht gewissermaßen eine zauberische Wirkung aus, sodaß jeder, der aus- und einging, im Bannkreis dieser Worte, dank der religiösen Lebensauffassung des Mittelalters nur für das Wohlergehen des Klosters und des Ordens lebte und webte. So kommt die Wirkung eines solchen Spruches sehr nahe an den vermeintlichen Einfluß gewisser Segenssprüche heran, mit denen man den Gebäuden im Mittelalter und noch später in katholischen Gegenden Bestand zu verleihen suchte.

.... Sankt Florian!

Verschon dies Haus, zünd andre an! so liest man noch heut zuweilen an einzelnen Häusern in Tirol und Oberbayern; daß dieser anscheinend katholische Brauch, die Gebäude durch Segenssprüche zu weihen, bis auf das heidnisch-germanische Altertum zurückgeht, bezweifelt niemand.Die älteste Form des Besegnens oder Besprechens ist die Rune oder das Lied; so heißt es in Götzingers Reallexicon der deutschen Altertümer,diese können töten und vom Tode wecken wie gegen den Tod sichern; heilen und krank machen, Wunden binden, Blut stillen, Schmerzen mildern, Schlaf erregen, Feuer löschen, Meerstürme sänftigen, Regen und Hagel schicken,