Heft 
(1904) 13
Seite
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Was sind Ringhen?

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In dieser Urkundenstelle ist der Ausdruckmit ringhen zuerst unverständlich. Was sindringhen? Hierauf giebt uns Pierers Universal-Kouversationslexikon, (5. Auflage, Band 15, 1878, unterRinge Pferde eine Antwort. Es ist dort folgendes gesagt:Ringe Pferde (Schwarze Reiter, von der Farbe ihrer Waffen) waren im Mittelalter die geringen leichten Pferde im Gegensatz zu den schweren (Spießern) und dienten den Reisigen. Diese als Schützen mit Armbrust, später mit Pistol oder Stutzen mit Radschloß, Schwert, Stahlkragen, Küraß, Panzerärmeln, Blechhandschuhen und Pickelhauben bewehrt, bildeten ein zweites Glied hinter den Spießern und dienten als leichte Reiterei zum Verfolgen und Umschwärmen des Feindes auf dem Marsch, im Gefecht waren sie in besondere Schwadronen von großer Tiefe formiert. Kaiser Karl V. trennte die Ringe Pferde ganz von den Spießern und gab ihnen eigene Fahnen und Offiziere. Im Anfang des siebzehnten Jahrhunderts verwandelte sich die Benennung Ringen in die der Karabiniers, Arquebusiere und anderer.

Aus dieser Darlegung geht hervor, daß Ringen, Ringhen oder Ringe Pferde im Mittelalter Kavalleriepferde zweiter Klasse waren. Weshalb aber nannte man diese Pferdegeringe Pferde? Sie waren allerdings von geringerem Wert als die ganz schweren Kavalleriepferde, aber doch keineswegs geringe oder geringwertige Pferde. Die richtige Erklärung ist in der angeführten Stelle des Lexikons schon mitleicht gegeben. Gering war im Mittelalter auch oft soviel wie leicht. Folgende Stellen aus mittelhochdeutschen Schriften mögen dies darlegen.

ln der von Hartmann von der Aue um 1200 verfaßten bekannten DichtungDer arme Heinrich ist von der Meierstochter, der Geliebten des armen Heinrich, gesagt:

Von dem gedanke wart si do vil ringes muotes unde fro und hete deheine sorge me.

Neuhochdeutsch:Von dem Gedanken wurde sie da gar leichten Mutes und froh und hatte keine Sorge weiter mehr. Und in einer Predigt des 1271 verstorbenen Franziskaners Davids von Augsburg, des Lehrers und Freundes von dem berühmtesten Kauzeiredner im Mittelalter, dem Franziskaner Berthold von Regensburg, ist Evangelium Matthäi 11, 30 übersetzt durch die Worte:Min joch ist senftsüeze und min bürde ist ringe. Derselbe Geistliche aber erklärt in einer anderen Predigt, in welcher er das Leben von Christus als unser Vorbild hinstellt, das Wortgering inbezug auf seine Verwandtschaft mitleicht im gewissen Sinn in folgender Stelle:Wir sin uf dem wege des himelriches unde warten alle zit, wenne des weges ein ende si. Svver sicli aber uf kurzen wec mit vil getreides ladet, der wirt e müede, e er den wec vol ge, unde muoz vil lihte under wegen

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