Heft 
(1904) 13
Seite
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Was sind Ringhen?

beliben. Also wil du, daz din volgaere rincvertic sin nf dem wege und mit irdischen dingen niht überladen sin. Habent sie iht ze tragen, daz teilen mir ir geverten, die niht haben, so ist ir bürde ringer und sint sie selbe sneller unde körnent deste vroelicher ze abende an die himelisclien herberge. Neuhochdeutsch:Wir sind auf dem Weg zum Himmelreich und warten allezeit, wann der Weg ein Ende hat. Wer sich aber auf einem kurzen Weg mit vielem Getreide beladet, der wird eher müde, als er den Weg vollständig macht, und er muß vielleicht unterwegs liegen bleiben. Du willst nun also, daß deine Nachfolger leicht zur Fahrt auf dem Weg und mit irdischen Dingen nicht überladen sind. Haben sie etwas zu tragen, so teilen sie das mit ihren Gefährten, Avelche nichts haben, dann ist ihre Bürde leichter und sie sind schneller und kommen um so fröhlicher am Abend in die himmlische Herberge. In diesen Worten Davids von Augsburg sind also die Worterincvertig undringer durchleicht zur Fahrt oder auchleichtfertig, wenn man dieses Wort im guten Sinn fassen will, und durchleichter wiederzugeben. Interessant ist auch, daß in dieser Predigt das Bild eines mit Getreide beladenen Menschen vorkommt, was also auch in diesem Sinn zu unseren Mühlenwagen und Pferden paßt.

Wie hat man nun aber den Ausdruckringhen, wenn inan denselben durchleichte Pferde übersetzt, richtig zu verstehen P Sollten die von dem Eberswalder Magistrat für die Stadtmühle geforderten Pferde etwa leichtgebaute elegante Kutschpferde sein? Schwerlich, denn solche paßten nicht vor einem beladenen schweren Mühlenwagen. Dann waren doch vielleicht geringerwertige Pferde gemeint, noch gut zum Ziehen, aber nicht allzu kraftvoll, etwa wie die in der Nähe der Stolzeschen Mühlenwerke so oft an der Zugbrücke vorbeitrabenden Treidelpferde des Finowkanals? Solche Pferde hätten damals bei den bedeutend schlechteren Wegen und Wagen wohl nicht immer das gut vollbringen können, was der Magistrat mit der Forderung vonringhen ausgeführt haben wollte, nämlich möglichst schnelle und pünktliche Abholung des Getreides und ebensolche Ablieferung des Mehles und Malzes an die Mahlgäste, welche kein Fuhrwerk hatten. So sicher also mit dem Ausdruckringhen oderleichten Pferden gesagt ist, daß hier nicht schwere Ackerpferde, welche vor dem Pflug herzugehen gewohnt waren, oder Kavalleriepferde erster Klasse, welche mit einem starkgepanzerten Ritter im vordersten Glied standen, zu nehmen seien, so ist doch auch bald ersichtlich, daß die Pferde weniger in ihrer Bauart als in ihrer Fähigkeit, Lasten zu ziehen, und in ihrer Gangart und Schulungringe oderleichte genannt sind. Solche forderte der damalige Eberswalder Magistrat für seine Mühle und seine Mahlgäste und solche sollte der Getreidemüller offiziell halten, kräftige, gewandte Pferde, welche im übrigen mittelgut sein konnten. Und für solche