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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.
Auch sonst verfügte er über ein reiches allgemeines Wissen und diente mit seinen Kenntnissen in uneigennütziger und liebenswürdiger Weise jedem, der sich an ihn wendete. Über Weichtiere der Provinz Brandenburg hat er wiederholt geschrieben.*) Die auf unser Heimatsgebiet bezüglichen handschriftlichen Kollektionen über Kriechtiere und Lurche, Fische und mehre Ordnungen der Wirbellosen hat seine Gattin Frau Camilla von Martens mir als ein liebes und wertes Andenken übergeben. Für die Brandenburgs hatte v. Martens, obwohl nicht Mitglied, stets fördersames Interesse.
XXI. Professor Peter Walle, bekannter Berliner Architekt und Kunstgeschichtsschreiber, ist am 8. d. Mts. hier verstorben. Er war am 3. Dezember 1845 zu Cöln geboren und machte seine praktische Lehrzeit im Atelier von Julius Raschdorft', dem jetzigen Berliner Dombaumeister, als Eleve durch; dann bezog er die Berliner Bauakademie, bei der er von 1866 bis 1869 studierte. Sein Studium schloß er mit der Regierungsbauführerprüfuug ab und arbeitete in der Folge bei verschiedenen Behörden und Regierungen. Später gab er die staatliche Laufbahn auf, um sich ganz der kunstgeschichtlichen Forschung zu widmen, in der er eine fruchtbare wissenschaftliche Tätigkeit entwickelte; insbesondere hatte die Berlinische Geschichtsforschung an ihm einen ihrer eifrigsten und sachkundigsten Pfleger. Er war Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Märkischen Provinzialmuseums sowie seit ihrer Begründung der Provinzialkommission für die Denkmalspflege in der Provinz Brandenburg. Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind die wichtigsten die Lebensbeschreibung Viollet le Ducs, „Der Stiftungsaltar des Grafen Lynar in Spandau“, „Schlüters Aufenthalt in St. Petersburg“, „Die Entwicklung des russischen Kirchenbaus“, „Leben und Wirken Karl von Gontards“, „Das Wirken Andreas Schlüters“, „Beiträge zur Geschichte der Technischen Hochschule in Berlin“, „Studien über Kaspar Theiß, W. von Erdmannsdorff, Nehring, Knobelsdorff“ u. a. Eine Reihe von Jahren hindurch war Walle an der Redaktion des „Wochenbl. f. Archit. und Ingen.“ beteiligt. Längere Zeit leitete er die Berliner Wochenschrift „Der Bär“. Im Jahre 1899 wurde er durch Verleihung des Professortitels ausgezeichnet.
Walle war ein sehr tätiges Mitglied des uns befreundeten Vereins für die Geschichte Berlins. Der Brandenburgs gehörte er nicht an, doch berührte sein Forschungskreis sich mehrfach mit dem unserigen.
[Auf Anregung des Vorsitzenden ehrt die Versammlung durch Erheben von den Sitzen das Andenken der gedachten Verstorbenen.]
*) v. Martens: Zur Literatur der Mollusken Deutschlands. III. Norddeutschland. Nachrichtsbl. der D. Malakozool. Gesellschaft II. 105, 137, 153. — Ist Helix pomatia in Norddeutschland einheimisch? XX. 169. — Die Priorität zwischen den Namen Helix obvia und candicans. — Nachruf von Kobelt: XXXVI. 130.