Heft 
(1904) 13
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11. (3. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres

LVI. Kustos Buchholz legt aus dem Märkischen Museum zur Ansicht vor:

a. Die vom Kultusminister dem Magistrat überwiesene Plakette auf die 200 Jahrfeier der Königl. Akademie der Wissen­schaften, über deren Stiftung Herr Geh. Rat Friedei schon vor 4 Jahren berichtet hat. (Monatschrift der Brandenburgia, Band IX, S. 43.) Der Künstler, Bildhauer August Vogel, hat als Ver­körperung der Haupt-Disciplinen der Akademie 4 weibliche Figuren: Philosophie, Mathematik, Physik und Geschichte, um den Quell der Natur sitzend, dargestellt; über ihnen fronend die sich enthüllende Wahrheit. Auf der Rückseite als .Mittelstück das Signum der Akademie: der zu den Geistes verwandten auf­steigende Aar, darunter das stürmende Meer, dem der Aar so­eben entronnen ist, um bei den ewigen Sternen Ruhe zu linden. (Versinnbildlichung des Lebenskampfes.) Zu beiden Seiten die Namen der Geistesheroen aus der Zahl der Mitglieder der Akademie: Leibniz, Friedrich der Grolle, Maupertuis, Euler, La Grange, A. und W. v. Humboldt, Schleiermacher, Niebuhr, v. Buch, Gehr. Grimm, v. Savigny, Boeckh, Joh. Müller, v. Ilelmholtz, Virchow, Mommsen, sowie die Jahreszahlen: 1700 und 1900.

b. Wendische Gefäßscherben vomBosselberge bei Vehlefanz, mit den bekannten charakteristischen Ornamenten, gesammelt von der Familie des Herrn Amtsvorstehers Wörmann in Vehlefanz.

c. 10 Photographien Märkischer Wälder-Typen, wie sie in ver­größertem Maßstabe von der Forst-Akademie Eberswalde auf der Weltausstellung St. Louis ausgestellt worden sind.

Ferner wird eine Reihe von 12 Bild-Postkarten zur Ansicht aus­gelegt mit den von Herrn Reichhelm in Treuenbrietzen nach der Natur aufgenommenen Fläming-Volkstrachten. Solche Reihen von 12 Bildern werden zum Preise von 50 Pf. zur Verfügung gestellt.

LVII. Vortrag des Herrn Dr. Leopold Hirschberg: Das

deutsche Kinderlied mit gesanglichen Erläuterungen. Der Herr Vortragende schilderte zunächst die Entstehung des Kinderliedes. Es ist ähnlich wie das Volkslied in uralter Zeit aus den Bedürfnissen des Volkes heraus entstanden, das seinen Gefühlen Ausdruck geben mußte, z. B. über den Einzug des Frühlings oder des Sommers, über die Ankunft des Christkindes zur Weihnachtszeit oder über die Bedeutung der Osterzeit. Wie beim Volksliede, so sind auch beim Kinderliede Dichter und Komponist unbekannt. Fis ist die Volksphantasie in ihrer Gesamtheit, die ununterbrochen weiter arbeitet. Es kommt hier noch hinzu, daß das Kind seiner ganzen Natur nach Dichter ist; seine Phan­tasie ist noch lebendiger als die der Erwachsenen. Das Kind schafft sich neue Worte, indem es die der Mutter umformt; daher finden sich