Heft 
(1904) 13
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12. (9. ausserordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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nungen und Modelle sollen nach Möglichkeit vermieden werden. Besucher sollen die Maschine in Tätigkeit sehen mit ihren Schutzvorrichtungen, deshalb sind nahe an zweihundert Maschinen aufgestellt. Sie sind durch Treibriemen an eine Transmissionswelle angeschlossen, welche vier gröbere Elektromotoren treiben. Die Maschinen sind von den deutschen Maschinenfabriken ausgestellt, welche somit bedeutende Opfer gebracht haben. In dieser Ausstellung sollen Arbeitgeber, Fabrikanten und Erfinder die neuesten Vorrichtungen für Unfallverhütungen kennen lernen und studieren. Allein au .Maschinen geschehen alljährlich 170180000 Unfälle, von denen 2000 zum Tode führen. Neben den Unfällen, die dem Arbeiter von den Maschinen drohen, gibt es in dem Betrieben noch zahlreiche Gefahren, die sonst seine Gesundheit schädigen, dahin gehören die zahlreichen Gifte, die auf den verschiedensten Wegen in seinen Körper eindringen. Es sei nur an die Bleivergiftungen erinnert, wie sie sich in dem Buchdruckerei- und in dem Anstreichergewerbe finden. Die gefährlichste Arbeiterkrankheit aber ist die Bungensrhwindsucht. An ihr gehen jährlich 700 bis 800000 Arbeiter zu Grunde und in gewissen Berufsarten sterben 80° 0 an Tuberkulose.

Nach dieser Übersicht führte uns Herr Professor Al brecht auf die Galerie und erklärte uns vor einer Sammlung, die durch Professor Dr. Sommerfeld aufgestellt worden ist, die Bedeutung des Staubes. Die Sammlung besteht aus Gläsern, die mit den betreffenden Staubarten gefüllt sind, und aus photographischen Vergrößerungen dieser Staubarten. Der gefährliche Staub ist der spitze und scharfkantige, welcher die Atmungsorgane zerreißt. Diese Wunden werden dann die Herde für den Schwindsuchtsbazillus. Im Steinhauergewerbe finden sich 83° Todesursache durch Tuberkulose. In einem Glase befindet sich in Spiritus ein Stück von der Lunge eines Kohlenarbeiters, das ganz schwarz ist, und in einem anderen Glase ein solches von einem Eisenarbeiter, das ganz rot ist, weil der Eisenstaub sich an der Luft in Rost uragewandelt hat. Gegen die Gefahren der Staubeinatmung sucht man den Arbeiter durch Respiratoren zu schützen. Das Tragen solcher ist aber mit so großen Unbequemlichkeiten verbunden, daß man auf andere Mittel sinnen mußte; das einfachste ist nun den Staub abzusäugen durch einen künstlichen Luftstrom. Wie das z. B. in einem Bleifarbenbetriebe aus­geführt wird, zeigt ein Modell, das in Tätigkeit gesetzt werden kann. Es sind hier alle Arbeitsgelegenheiten von einer Schutzhülle dicht um­schlossen, die mit einem Ventilator in Verbindung steht. Wo der Staub wertvoll ist, wie z. B. in Ceinentfabriken, wird er in Schläuchen auf­gefangen, so daß die Anlage sich durch die Ersparnis verzinst.

Aber nicht bloß durch die Lunge, sondern auch durch den Mund und durch die Flaut gelangen gesundheitschädliche Stoffe in den Körper; deshalb müssen auch nach dieser Richtung Vorkehrungen aller Art