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H. (1. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres. 285
einfügen, mit großer Anteilnahme. Die Ihnen vorgelegte Gedenk- und Festschrift ist vornehm ausgestattet, wie es sich für eine so große und hochansehnliche Vereinigung nicht anders gehört.
V. Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals und Einweihung des Kaiser Friedrich-Museums am 18. Oktober 1904.
An beiden für Berlin und unsere Heimatkunde so hochwichtigen Ereignissen nimmt die Brandenburgia besonderen Anteil. Viele von unseren Mitgliedern haben auf Einladung seitens des Deutschen Reichs hinsichtlich der Denkmalsenthüllung und seitens der Krone Preußen hinsichtlich der Museumseinweihung dem feierlichen Doppelakt in bewegter festlicher Stimmung beigewohnt. Bemerkenswert ist es, daß wohl noch niemals bei ähnlichen Fällen in Berlin die ästhetischen und fachmännischen Urteile sowohl in der Tages- wie in der zuständigen Berufspresse der Art auseinander gegangen sind, wie bei dieser Gelegenheit. Die schnell verrauschende Zeit wird auch hier eine ruhigere, mehr gegenständliche Würdigung zeitigen.
Der Vorsitzende unsers Ausschusses, Professor Dr. Georg Galland, Dozent für Kunstgeschichte an der technischen Hochschule, hat die Gefälligkeit gehabt, uns aus seiner kritischen Beleuchtung in der Zeitschrift „Die Kunst-Halle, Zeitschrift für Kunst und Kunstgewerbe, Organ für die Interessen aller bildenden Künstler“ (Nr. 3, Jahrgang X. 1904) einen Auszug zur Wiedergabe zu überlassen. In ästhetischen Fragen sind bekanntlich die Ansichten überaus verschieden und so wird vielleicht dieser oder jener unter uns im einzelnen abweichender Meinung sein mögen, auch liegt dem Vorstand nichts ferner, als unseren Mitgliedern irgend eine bestimmte kritische Stellungnahme im vorliegenden Falle zu empfehlen. Tn keiner Weise beabsichtigen wir dies, möge jeder von uns sich in .Muße durch eingehendes Studium ein eigenes Urteil nach seinem freien ästhetischen Empfinden bilden; immerhin aber glauben wir auf das Urteil eines berufenen und erfahrenen Sach- und Fachkenners im Interesse der Brandenburgia-Mitglieder hinweisen zu dürfen. Herr Galland schreibt:
Am 18. Oktober gab es für Berlin eine Doppelfeier: die Enthüllung des ehernen Reiterstandbildes Kaiser Friedrichs und die Eröffnung des nach diesem Kaiser benannten Musealgebäudes, dessen Bestände mit dem gern gewählten Namen „Renaissancemuseum“ nur unvollkommen angedeutet sind. Was das Denkmal des verstorbenen Münchener Bildhauers Prof. R. Maison betrifft, so gehört es — trotz des Vorzugs eines ganz schlichten Postaments „ohne Allegorie und Zoologie“ — zu den mißlungensten statuarischen Arbeiten dieses zwar manchmal schöpferisch glücklichen, doch neuerdings etwas über Gebühr geschätzten Plastikers, ja, zu den häßlichsten Reiterbildern unserer Zeit überhaupt; und das will nicht wenig besagen. Im Gegensatz zu dem prachtvollen Rosse Schlüters, das absichtlich verkliizt ist, um die Gestalt des Reiters dominieren zu lassen, hat Maison einen zu