14. (4. ordentliche) Versammlung des XIII, Vereinsjahres.
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B. Persönliches.
Alfred N e li r i n g als Erforscher unserer Heimat.
Seinem Gedächtnis gewidmet.
VI. Alfred Nehri ng f am 29. September 1904. Tagszuvor konnten wir in der Brandenburgs noch unserm hochverdienten Ehrenmit- gliede zu seiner Rangerhöhung als Geheimer Regierungsrat von ganzem Herzen Glück wünschen, ohne Ahnung, daß ihm innerhall) der folgenden vierundzwanzig Stunden sein Sterbeglöcklein läutete. Professor der Zoologie an der Berliner Landwirtschaftlichen Hochschule war er im braunschweigischen Gandersheim, dem Wohnsitz der gelehrten Nonne Roswitha von Gandersheim, am 29. Januar 1845 geboren, erhielt seine Vorbildung auf den Universitäten Göttingen und Halle und wirkte bis 1881 an den Gymnasien zu Wesel und Wolfenbüttel als Oberlehrer, worauf er einem Rufe als Professor der Zoologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin folgte. Zahlreiche Publikationen über lebende und fossile Wirbeltiere, insbesondere über Zoologie und Geschichte der Haustiere und ihrer wilden Verwandten, sowie über jagdwirtschaftliche Zoologie, legen Zeugnis ab von seiner hohen wissenschaftlichen Bedeutung und Schaffenskraft. Insbesondere war Nehring eine Autorität in der Untersuchung vorgeschichtlicher Tierreste.
Die Beziehungen Nehrings zur Heimatkunde Berlins und unserer Provinz Brandenburg sind sehr alte. Auf der Ausstellung Prähistorischer und Anthi’opologischer Funde Deutschlands, welche unter Protektorat des Deutschen Kronprinzen in Verbindung mit der XI. allgemeinen Versammlung der Deutschen Anthrop.-Ges. zu Berlin vom 5 . bis 21 . Aug. 1880 im Geschäftsgebäude des Abgeordnetenhauses stattfand, hat sich Nehring, damals noch Oberlehrer am Herzogi. Gymnasium zu Wolfenbüttel, mit sehr interessanten Funden beteiligt (Katalog S. 129 und Supplement S. 555 , LVII. sowie S. 12. Vertreten waren vor allem die Ausgrabungen von Thiede und Westeregeln, welche durch Nehring weltkundig wurden und auch für unsere Forschungsgebiete von großer Bedeutung erscheinen.
Die Gipsbrüche von Westeregeln zwischen .Magdeburg und Halberstadt belegen (Archiv f. Antbrop. X., S. 864 flg.) sind sehr zerklüftet und von 30-40 Fuß mächtigen Diluvialmassen umhüllt, welche in ihren unteren Partien eine regelmäßige, dünne Schichtung und eine sandig-mergelige Beschaffenheit zeigen, in ihren mittleren und oberen Lagen aber ungeschichtet und entschieden lößartig sind und da, wo dieser Lößcharakter am reinsten ausgebildet ist, von dem typischen Rheinlöß kaum unterschieden werden können. Die meisten Fundsachen stammten aus den mittleren lößartigen Ablagerungen, u. a. bearbeitete