Heft 
(1904) 13
Seite
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14. (4. ordentliche) Versammlung des XIII. Vereinsjahres.

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Schritten des Vereins für die Gesell, der Stadt Berlin.) Schon bei Gelegen­heit der General-Versammlung habe ich von dem Inhalte Ihrer Arbeit Kenntnis genommen und mich davon überzeugt, daß auch für meine Spezial­studien eine wesentliche Förderung daraus zu gewinnen sei. Um so erfreu­licher ist cs mir, daß ich durch Ihre Güte in den Besitz eines Exemplars gekommen bin und mich einem sorgfältigen Studium des Inhalts widmen kann. Sie können sich denken, daß ich mir zunächst den urgeschichtlichen Teil näher angesehen habe. Ihre übersichtlichen Zusammenstellungen aus den Arbeiten von Lossen, Berendt, Orth, Penck etc. sind mir sehr angenehm, da die Original-Arbeiten nicht sämtlich in meinem Besitz sind, sondern meist erst aus Braunschweig entliehen werden müssen.

Mein Irrtum hinsichtlich des Vorkommens von Lemmingsresten am Kreuzberg beruht auf den Anführungen bei Gervais und im Neuen Jahrb. f. Mineral., so daß ich leicht zu entschuldigen bin; ich habe übrigens die Sache schon vor 2 Jahren im Neuen Jahrb. f. .Mineral. 1878, S. 843 aus­führlich beschrieben und aufgeklärt

Im übrigen möchte ich nicht dafür einstehen, daß am Kreuzberge nicht doch einige Leramingsrestc begraben liegen. Diese Tiere haben in der Di­luvialzeit eine so weite Verbreitung gehabt, daß fast jede Ausgrabung, bei der man sorgfältig die kleinen Tierreste beachtet, zahlreiche Lemmingsreste zu Tage fördert. So liegt mir augenblicklich wieder eine große Sendung von Fossilresten zur Untersuchung vor, welche die k. ungar. Akademie bei Kaschau in Ober-Ungarn hat ausgraben lassen, darunter befinden sich etwa 50 Unterkiefer vom Halsbandlemming.

Übrigens rechne ich die Lemminge nicht zu der Steppenfauna im engeren Sinne; sie sind Charaktertiere der arktischen Zone, und in sofern diese im allgemeinen jenseits der Kegion des Waldes (oder doch des hoch­stämmigen, geschlossenen Waldes) liegt und die Tundren (oder Moossteppen) umschließt, hat sie in mancher Hinsicht ähnliche Verhältnisse aufzuweisen, wie die Region der eigentlichen Steppen (der Gras- und Kraut-Steppen).

Bei Thiede finden sich in den tiefsten Schichten die Lemminge in großer Zahl; in den mittleren werden sie seltener; und es treten Ziesel, Springmaus, Pfeifhase auf, also die eigentliche Steppenfauna. In den obersten Partien finden sich Reste einer Waldfauna. Ähnlich ist es bei Westcrcgeln, nur daß hier die Steppenfauna in höherem Grade vorherrscht, während die rein arktische Fauna nur schwach entwickelt ist.

Die echte Steppenfauna vermittelt zwischen der rein arktischen (eis­zeitlichen) Fauna und der vorgeschichtlichen Waldfauna, welche zu Caesars Zeit bei uns existierte und in stark dezimiertem Zustande noch heute fortlebt.

Zum Gedächtnis unsers Alfred Nehring habe ich heut eine Aus­stellung derjenigen seiner Schriften vorgelegt, die unsere Heimat mittelbar oder unmittelbar angehen. Leider habe ich nicht seine meisten Arbeiten sind in Zeitschriften erschienen alle Publikationen ausstellen können, aber diejenigen, welche Sie hier vorfinden, werden Sie von dem unermüdlichen Forschertleil.1 des wackern echt deutschen Gelehrten sowie davon überzeugen, wie unendlich Vieles unsere Heimatkunde durch den